Kolkwitz,
Kolkwitz
und keine Ende
Durch Wald,
Flur und viele Wiesen über Wiesendorf und immer weiter
Kolkwitz
ist mit seinen vielen Gemeinden nicht nur riesengroß, sondern
als Wander- oder Radelgebiet auch unergründlich. Immer wieder
biegen Wege aus vertrauten Hauptachsen in malerische Forste und
durch offene Wiesen, geben altehrwürdige Gemäuer Anlass,
über die Geschichte des Landstrichs nachzudenken.
Unsere Tour startet vom Cottbuser Westen in Richtung Dahlitz und
Kunersdorf. Hier lässt sich die Straße nutzen, denn
an Wochenenden, zumal außerhalb der Spreewaldsaison, rollt
hier kaum Verkehr. Gepflegte Grundstücke erfreuen das Auge,
jetzt zudem viel liebevoll angebrachter Weihnachtsschmuck.
Wir folgen in Kunersdorf der Straße nach links, überqueren
die Bahn und gleich danach den Priorgraben, der hier schön
renaturiert wurde. Stramm bergauf geht es nach Limberg. Das Hotel
Spreewaldgarten (1) hat eine Spezialität, die
nur auf Voranmeldung zu erleben ist: Essen im Dunkeln. Im Stockdunkeln!
Man freut sich auf Huhn und hat Hering im Mund. Oder Buttermilch
statt beerigem Shiraz, auf den der Gaumen eingestellt war. Geht
das? Es ist ein Gaudi! Sonst nur in Berlin oder Dresden zu haben
für Gesellschaften von vier bis 20 Personen.
Der
Opfer der Kriege wird, wie in Limberg, in Würde gedacht hier
in der Lausitz
Der Spaßfaktor findet Raum im Kolkwitzer Land, aber die
Stimmung bleibt verwurzelt. Schöne Ehrenhaine und Kriegerdenkmale
rufen das ins Gedächtnis. Das Heldentum! Vergessen? Nein.
Aber heute natürlich etwas anders bewertet. Eher als Opfertum.
Wir kreuzen die Hauptstraße und bleiben geradezu auf schlechtem,
aber landschaftlich sehr schönem Wege, der von Reichsarbeitsdienstlern
gepflasterte, sehr seltene Brückenrampen über Bahn und
Autobahn hat. Aus schönem, urwüchsigem Wald treten wir
in die offene Weite von Wiesendorf (2). Niemand fragt, woher der
Name rührt; es gibt hier nur Wiesen. Aber auch Geschichte
der großen Güter, deren Baulichkeiten die Siedlerhäuser
überragen. Kackrow und Wiesendorf sind seit 1446 in beurkundeter
Rittershand.
Auch Brodtkowitz (3), früher zum Calauer Kreis gehörend,
ist heute noch Kolkwitz, und wir haben fast 20 km absolviert,
ohne die Großgemeinde zu verlassen. Auf 1527 weisen hier
die Urkunden zurück. Jahrhunderte schon ist die Gemeinde
zu Wüstenhain eingepfarrt und hat oft die Besitzer gewechselt.
Zuletzt dominierten Freiherren und einflussreiche Dresdener, die
hier stattliche, ja geradezu weltstädtische Grabmale hinterlassen
haben.
Im großen Bogen fahren wir vor dem Gräbendorfer See
ostwärts, erreichen den hier gezeigten Wegweiser, der uns
unter ehrwürdigen Eichen auf Illmersdorf (4) zu führt.
Am Ortseingang grüßt das Forsthaus mit einer freundlichen
Jägerbitte. Der kleine Ort ist wegen seiner winzigen Gutsherrenkirche
bekannt, in der eine mumifizierte adlige Familie in ihren Särgen
bestaunt werden kann. Natürlich nur in der wärmeren
Jahreszeit an den Wochenenden oder auf Anmeldung in der Schorbuser
Kirche.
Wirtschaftgebäude
vom alten Rittergut Wiesendorf
Kolkwitz haben wir nun verlassen und bleiben noch eine Weile südlich
davon. Wir stärken uns in Siewisch, wo Hartnicks Gaststätte
immer Garant für gute reginale Küche ist.
Stimmt, es gab den Friedensfahrtsieger Hans-Joachim Hartnick.
Ein Verwandter des Hauses - sein Bild hängt an der Wand,
allerdings weiß heute niemand etwas über ihn zu berichten
- schade eigentlich. Im Saal feiern Gäste einen Geburtstag,
vorn sind die Tische liebevoll weihnachtlich gedeckt. Da röhrt
nicht nur eine Hirsch-Plastik als Tischschmuck, sondern es gibt
auch Braten vom stolzesten Tier unserer Wälder. Lecker.
Schnell
strömt der schön renaturierte Priorgraben bei Limberg,
mutet fast frühlingshaft an kurz vor Weihnachten
Wald mit guten Wildbeständen umschließt das schöne
Dorf Siewisch. Die Radtour setzen wir nach Leuthen fort, wo wir,
den früheren Radtouren folgend, wieder die Kirche mit dem
markanten Vierspitz-Turm des 19. Jahrhunderts finden und hier
Richtung Wintdorf und dann Hänchen abbiegen.
Das hübsche
Forsthaus begrüßt die Wanderer ganz herzlich am Ortseingang
von Illmersdorf
In Hänchen zweigt bald nach der Autobahnunterführung
ein Weg ab, den wir in umgekehrter Richtung letztes Jahr im Tiefschnee
als Winterwanderung empfohlen hatten. Er ist natürlich auch
gut mit dem Rad passierbar, führt zum Sachsendorfer Badesee,
wo die Eisbader schon ungeduldig aufs Eisha-cken warten, um in
die kühlsten Fluten zu steigen.
Den See umfahren wir gegen den Uhrzeigersinn und erreichen den
Weg über den Bahnübergang, der zwischen Gärten
Klein-Ströbitz erreicht.
Mit Hänchen hatten wir wieder kurz Kolkwitz erreicht. Der
große Ort hatte uns schon wieder.
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