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Keine oder kleine Schule?
Wie Schulamtspläne in Kolkwitz wirken
Kolkwitz (gg). Noch Anfang der Woche rührt Schulleiter Steffen Wilsky die Werbetrommel für seine Gesamtschule in Kolkwitz. Am Freitag Morgen die Ernüchterung: Das Schulamt wird an seiner Schule keine 7. Klasse mehr zulassen. Die Anmeldezahlen sind zu gering. Erfahren hat Wilsky das aus der Zeitung. „Gesprochen hat mit uns niemand“, empört sich der Chef, der Verantwortung für 19 Lehrer und 235 Schüler trägt. Seine Lehrer-Kollegen müssen mit Umsetzungen rechnen - über 100 Fahrminuten für den Hinweg sind zumutbar.
Betroffen sind viele Gesamtschulen im großen Einflußbereich des Schulamtes in Cottbus. Über 50 Anmeldungen für die weiterführenden Klassen sind nötig für die Jahrgangsstufe, manchmal werden nur 11 erreicht - zu wenig für eine Klasse. Schuld sind die Schülerzahlen und der Wegzug von Familien. Die Strategie des Schulamtes zielt auf Konzentration in den bevölkerungsstarken Zentren wie Cottbus.
Was einerseits plausibel klingt, hat dennoch Haken, denn die kleinen von Schulschließungen betroffenen Gemeinden sind über Konzepte nicht informiert und investieren voller Hoffnung auf Erhalt des Standortes in die schulische Infrastruktur. Fritz Handrow, Bürgermeister in Kolkwitz: „Drei Millionen Euro hat das KolkwitzCenter gekostet, das für den Schulsport hervorragende Bedingungen bietet, zwei Millionen Euro hat die Schulsanierung verschlungen, nochmal soviel floß in die Gestaltung der Sportplätze, Skaterbahn und in den Schul-Spielplatz - alles Investitionen, die ohne Schüler keinen Sinn mehr machen!“
Sein Hauptkritikpunkt: Vom Gesetzgeber bekommen die Kommunen harte bauliche Vorgaben, wenn es um die Lernbedingungen geht, dann wird von heute auf morgen der Kurs geändert. Das Kuriose: Es ist absehbar, daß spätestens 2008 auch in Kolkwitz wieder gute Schülerzahlen erreicht werden - dann steht die Immobilie allerdings schon leer und erneut wären teure Ausgaben nötig!
Alternative wäre die vorübergehende Zulassung von einzügigen Klassenstufen. Für die Gemeinde als Schulträger wäre das billiger, für Schüler und Lehrer einfacher - eventuell auch für das Schulamt. Aber diese Positionen sind nicht ausgetauscht worden. „Man schafft Tatsachen, ohne vorher über Lösungen zu sprechen, ohne Folgekosten abzuwägen“, kritisiert Bürgermeister Handrow, „statt nur zu flickschustern, gehört das gesamte Schulsystem auf den Prüfstand!“ Kommentar

Schulleiter Steffen Wilsky war zuversichtlich: 65 000 Euro investierte die Gemeinde erst kürzlich in moderne Computer-Arbeitsplätze. Ein neues Physik-Kabinett steht seit Kurzem zur Verfügung. Jetzt erfährt er aus der Presse, daß seine Schule keine Zukunft hat
Foto: Gabi Grube
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