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Die Zeit der Irren und Idioten
Schonungslos witzig und sehr musikalisch: Wenzels Liedermacher-Show

Senftenberg. Ob Uni-Neugründer Birger Hendriks oder die Erstsemestler aus Berlin und Bitterfeld - sie haben sich alle köstlich amüsiert und nahe der „Wirklichkeit“ gefühlt. Um die geht es beim 10. GlückAufFest der Neuen Bühne (siehe auch unsere Ausgabe vom September). Allerdings kamen die Sänger und ihre Band „Wallahalla“ im Komplettprogramm erst nach Mitternacht zum Zuge; wir hörten ihnen im Schnupperangebot für die neuen Studis am Donnerstag voriger Woche zu.
Was Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel (Amiga-Cham-pion 1986 mit „Stirb mit mir ein Stück“) hier als Autor, Komponist und Regisseur in Uraufführung auf die Bühne bringt, ist so wirklich, dass gar nichts stimmt. Nicht einmal die Schuhe des Banjo-Spielers gehören zueinander, und wes Geistes Kind die schrägen Typen sind, lässt sich nur ihren dreist bis melancholischen Texten entahnen. Sie scheinen rein zufällig in diesem Hangar eines nicht mehr oder noch nicht betriebsfähigen Flughafens aufeinander getroffen zu sein. Möglich, dass sie der Bierdurst, die Liebe zu alten Blechtonnen oder ein innerer Rhythmus verbindet - jedenfalls entfalten sich ihre meist solistischen, gelegentlich auch choralen Gefühlsäußerungen fast ausnahmslos zu gehaltvollen Chansons. Köstliche Mono- oder Dialoge klemmen zwischen den Liedern und alles wird gespielt, als sei es Leben. Und wirklich nichts anderes.
Jeder der drei Damen und drei Herren kommt als abgefahr’ner Typ - Ballerina oder gar Eisbär - daher und normalisiert, sozialisiert sich im Flair des Irrsinns. Sie beherrschen ihr Fach, die Lady Böversen, der hektische Kellner Färber, die Traumtänzerin Hanka und die Lütte Inga, auch Akrobat Schönberg und der Musikus Warnatz. Da gibt’s keine Längen, kein Hängen. Und dezent, mit vielfachen Instrumenten, halten sich die drei „Wallahallas“ im Hintergrund.
Der „aerodynamische Liederabend“ ist heute, am 31.10. und am 1. und 2.11. immer um 16 Uhr zu erleben. J. Heinrich


Inga Wolff, Sybille Böversen, Hanka Mark, Jan Schönberg, Bernd Färber und Mirko Warnatz in „auf dem Flughafen nacht um halb eins“
Foto: Hnr.

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