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Schafft die Uni das intelligente Netz?
Wirtschaftsminister Christoffers zu den realen Chancen der Energiewende

Cottbus (MB). Für die bevorstehende Bundestagswahl ist das Thema Energie und Energiewende offensichtlich kein Thema. Aber für Brandenburg schon! Das kristallisierte sich aus den Aussagen des Wirtschaftsministers auf einer Energiefachtagung in Cottbus heraus. Für ihn sei Brandenburg ein Prisma für ganz Deutschland, so der Politiker auf dem 15. Brandenburger Energietag letzte Woche an der BTU.
Ein Prisma ist ein Glasblock, der einen Lichtstrahl in Einzelfarben zerlegt. Genauso zeige Brandenburg die Vielzahl der Probleme der Energiewende. Doch der Politiker der Linken positionierte sich glasklar: „Es geht darum, die Energiewende weiterzuführen.“
Was ist die Energiewende denn genau? Es ist der Umbau der Energieversorgung in ganz Deutschland - weg von fossiler, hin zu erneuerbarer Energie. Energie wird ständig und überall gebraucht: um Wärme zu erzeugen, um Fahrzeuge anzutreiben und natürlich um Strom zu gewinnen. Heute werden 80 Prozent des Stromes in Deutschland noch aus fossilen Stoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas und aus Kernenergie erzeugt. Bis 2050 soll dieser Anteil auf 20 Prozent sinken und im Fall der Kernenergie schon 2022 auf Null. Das ist das erklärte politische Ziel der Bundesregierung.
Allein die Zahlen zeigen, dass die Energiewende eine riesige Anstrengung bedeutet. Ein aktuelles Problem, so der Minister, ist das alte, auf fossile Kraftwerke zugeschnittene Stromnetz. Es fehlen genügend Leitungsbahnen, um den Strom aus erneuerbaren Energien über weite Strecken zu verteilen. Ein neues Leitungsnetz muss außerdem Schwankungen der Strommengen aus den Wind- und Photovoltaikanlagen ausbalancieren können und in windstillen oder sonnenarmen Zeiten dafür sorgen, dass durch die Braunkohle- und Gaskraftwerke überall genug Reservestrom zur Verfügung steht. Deswegen wird das moderne Netz auch „intelligentes Netz“ genannt, an dessen Entwicklung noch geforscht wird.
Der Wirtschaftsminister hob für diese Forschung die Bedeutung der BTU Cottbus-Senftenberg hervor und nannte die Universität einen wichtigen Partner für das Land. Ein weiteres Problem der Energiewende sei die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung. „Technologisch ist vieles möglich, die Frage ist nur, ob es gesellschaftlich akzeptiert ist“, weiß der Minister Chris-toffers aus vielen Veranstaltungen mit Bürgern. Er hält es deswegen auch für riskant, ausschließlich über den Strompreis zu reden. Das verenge das Thema und vernachlässige, dass die Energiewende viele Vorteile für Deutschland haben könnte. Denn bei einem Erfolg des Umbaus der Energieversorgung bis 2050 hätte Deutschland sich einen technologischen Vorsprung erarbeitet. Auch das Wissen über die Umsetzung eines solchen Projektes in einer Gesellschaft sei nur in Deutschland vorhanden. Etwa, welche Gesetze notwendig sind, um noch nicht marktfähige Produkte wie die erneuerbaren Energien heute konkurrenzfähig zu machen. Oder wie es gelingt, soziale Notlagen von Menschen, aber auch Wettbewerbsnachteile von Industriezweigen, durch zu hohe Energiekosten abzufedern.
Wenn Deutschland die technischen und gesellschaftlichen Probleme meistern würde, dann hätte es einen neuen Exportschlager, so die Botschaft des Ministers in Cottbus. „Auf Deutschland wird aufmerksam geschaut!“
Was Deutschland für die Welt ist, könnte Brandenburg für Deutschland sein: Vorreiter für die Energiewende. Dann wäre Brandenburg ein echtes Prisma, das in vielen Farben leuchtet.
Anja Paumen


Wirtschaftsminister Christoffers, Linke, argumentierte in Cottbus zur Energiewende und Uni-Chancen
Foto: BTU


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