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Arbeitsplätze nach der Kohle gesucht
Kammern haben Bundestagskandidaten zur Energie-Diskussion eingeladen

Region (mk). Eine Diskussionsrunde zum Thema Energie und Umwelt fand am Mittwoch bei Terpe-Bau in Terpe statt. Die Handwerkskammer Cottbus sowie die Industrie- und Handelskammer hatten die Direktkandidaten für den Bundestag zur Diskussion vor Handwerkern der Region eingeladen. Die Handwerker bekamen von den Politikern Gewissheit wie Ungewissheit serviert. Zur Gewissheit: Der Ausstieg aus der Braunkohle ist eine Frage der Zeit. Mit 57 Jahren die längste Ausstiegszeit favorisierte Ulrich Freese (SPD). Wolfgang Renner (Grüne) sprach von 20 Jahren. Für die Handwerker war nach der „Wann-Frage“ vor allem jedoch die „Was-danach-Frage“ wichtig. Fleischermeister Peer Kadach aus Spremberg erklärte, dass die Frage, was aus der Lausitz nach der Braunkohle wird, nicht unbeantwortet bleiben darf. Wenn schon jetzt der baldige Ausstieg aus der Braunkohle proklamiert wird, wird die Jugend die Region verlassen, glaubt er. Und auch er wäre dann bei neuen Investitionen in seine Firma vorsichtig. „Ich bin für die Erfindung neuer Technologien. Aber wenn wir mit dem Ausstieg aus der Braunkohle das Herz der Lausitz plattmachen, können wir in der Region das Licht ausschalten“, sagt der Fleischermeister.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Corina Reifenstein, geschäftsführende Gesellschafterin von Terpe-Bau. „Wer heute ein Haus baut, will für seine berufliche Zukunft länger als 20 Jahre Gewissheit haben“, erklärt sie und befürchtet ebenfalls künftig weniger Investitionen.
In der Diskussion ging es nun um die Frage, welche Arbeitsplätze neben der Braunkohle entstehen könnten. Sprembergs Bürgermeister (CDU) machte hier keine zu großen Hoffnungen. Trotz immer weniger Arbeitsplätzen in der Braunkohle in den vergangenen Jahren sind zu wenig nennenswerte Industriearbeitsplätze entstanden. Mit dem Wegfall der Braunkohle, so der Spremberger Bürgermeister, würden allein in Spremberg über 3 000 Arbeitsplätze wegfallen. Ulrich Freese (SPD) errechnete für die Lausitz 50 000 Menschen, die direkt oder indirekt von der Braunkohleindustrie leben. Junge Menschen hätten dann keine Chance, hierzubleiben.
So blieb die Frage, welche Arbeitsplätze nach der Braunkohle entstehen, auch nach der Diskussion offen. Birgit Wöllert (Die Linke) sprach von der Zukunft der Gesundheitsberufe. Ob sich die Pflege später jemand leisten könne, sei fraglich, meinte darauf Corina Reifenstein.



Auf Einladung der IHK und der HWK diskutierten v.l.: Ulrich Freese (SPD), Prof. Dr. Martin Neumann (FDP), Birgit Wöllert (Die Linke), Wolfgang Renner (Grüne) und Dr. Klaus-Peter-Schulze (CDU) über die Zukunft der Braunkohle
Foto: M.K.

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