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Diener serviert Heiterkeit
Gunnar Golkowski brilliert bei der Premiere als Diener zweier Herren

Cottbus (mk). Dankbar nimmt Thomas Harms den ausgewrungenen Lappen seines Schauspielkollegen Rolf-Jürgen Gebert entgegen und wischt seinen Sitzplatz in der zweiten Reihe trocken. Zuvor hat es gedonnert und wie aus Kübeln geregnet. Die Premiere des Sommerspektakels „Der Diener zweier Herren“ in der Cottbuser Alvensleben-Kaserne droht ins Wasser zu fallen.
Gunnar Golkowski will es an diesem Abend seinem Kollegen Thomas Harms gleichtun. Dieser hatte in den vergangenen Sommern als Hauptmann von Köpenick große schauspielerische Fußspuren hinterlassen. Die ersten Spuren nach dem Regen drückt Gunnar Golkowski, statt mit schweren Hauptmannsstiefeln, in lippenstiftroten Turnschuhen in den Bühnen-Sand. Dem Hauptmann a.D. im Publikum sitzend wird schnell klar: Seine Fußspuren sind ausgefüllt. Als Diener Truffaldino brilliert Gunnar Golkowski ab der ersten Minute. Sofort meckert er das Publikum an. Erst so ein Wetter mitbringen und dann klatschen ohne dass er irgendetwas gemacht hat. Das Bühnenbild (Ausstattung Juan León) ist schlicht wie genial. Niemand sitzt weiter als fünf Meter vom Geschehen entfernt. Zwei Holzbauten rechts und links symbolisieren venizianische Paläste - dazwischen vier Brücken und ein Schiff sollen das Flair der Lagunenstadt vermitteln.
Ohne großes Vorspiel nimmt die Verwechslungskomödie rasant Fahrt auf. Zwei verfeindete Familien streiten wie bei „Romeo und Julia“ darum, wer sich als Erste Familie der Stadt bezeichnen darf. Der Unterschied: ihre Kinder haben Dottore Lombardi (Amadeus Gollner), der mit seinen wichtigtuerischen wie völlig erfunden-aneinandergereihten latainischen Wörtern, von denen niemand und er selbst am wenigsten ein Wort versteht, und Pentalone de Bisognosi (Oliver Breite), der eine Nase wie Pinocchio hat, längst verkuppelt. Es könnte also alles so einfach sein, wenn da nicht ein dritter Buhler angeschifft käme, der als tot galt und dem die Braut bereits versprochen war. Mitten in diesem Heiratschaos sorgt der ewig hungrige Diener Truffaldino dafür, dass dieses Chaos wächst und wächst. Sein leerer Magen, der lediglich von einem Bonbon aus dem Publikum gefüllt wird, lässt ihn gleich zum Diener zweier Herren werden. Notlügen sind die Folge. Es wird mit Degen gefochten. Es gibt Backpfeifen. Es wird geschossen. Zu Tode kommt allerdings niemand bei dieser Komödie - von der Langeweile abgesehen. So lautet das geflüsterte Fazit eines Zuschauers nach der Premiere: „Klamauk!“ Ja, wer lyrisch geschliffene Dialoge erwartet, wird sicher enttäuscht sein. Wer jedoch einen ausgesprochen heiteren Sommerabend jenseits des Alltags verleben möchte, ist beim „Diener zweier Herren“ richtig. Richtig ist es auch, warme Kleidung oder Decken mitzubringen, da die nächtlichen venizianischen Temperaturen von den begabten Cottbuser Bühnenbauern nicht nachgeahmt werden können.

Gunnar Golkowski ist zweifach als Diener Truffaldino in Venedig unterwegs







Mit Hauen und Stechen geht es äußerst lebendig auf der Sommertheater-Bühne der italienischen Verwechslungskomödie „Der Diener zweier Herren zu“. Auch neben der Bühne (Bild links) werden die Zuschauer im Vorprogramm in die quirlige Welt Venedigs entführt. Das Stück eignet sich hervorragend für einen Theaterbesuch mit der ganzen Familie. Lebendig, leicht verständlich und farbenfroh ist die Komödie noch täglich bis zum 23. August auf dem Hof der Alvensleben-Kaserne zu erleben. Tickets unter 0355/ 7824 24 24
Fotos: M. Kross



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