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Stumme Sägen auf Gallinchens Deichen
Eigentumsrechte nicht beachtet / Alle Bäume müssen erneut gekennzeichnet werden

Gallinchen (ha). Die Motorsägen auf den Spree-Deichen in Gallinchen bleiben auch weiterhin stumm. Das sagte Oberbürgermeister Frank Szymanski bei einem Treffen vor Ort zu. Obwohl die Maßnahmen seit drei Jahren diskutiert und abgewägt werden, Gutachten für zwischenzeitliche Einigkeit sorgten und Hinweise berücksichtigt wurden, scheint der Weg bis zur Klärung noch weit.
Ziel der Stadt und des Landesumweltamtes ist es, die Deiche für Katastrophenschutzmaßnahmen zugänglich zu machen. Bei dem massiven Baumbewuchs hilft da nur das massive Eingreifen mit der Säge. Doch in den vielen Jahrzehnten des Nichtstuns haben sich hier seltene wertvolle Biotope gebildet, die geschützten Tierarten, wie Fledermäusen, ein ideales Habitat bieten. Und so wurden die anfänglichen Fällungspläne dem FFH-Schutz untergeordnet. Trotzdem müssen noch immer rund 5?500 Bäume für die Erreichbarkeit der Deiche im Hochwasserfall weichen.
Auf privatem Grund
Brisant ist jedoch, dass sich ein Großteil der Baumbestände auf Privatland befinden und die Eigentümer gar nicht oder auf ungeheuerliche Weise, die einer Enteignung gleich kommt, von einem beauftragten Büro angeschrieben wurden, verteidigt sich Dr. Wilfried Belka, der gleich mit seinem Anwalt kam. Ihm wurde das Betreten seines Grundstückes, das Markieren der Bäume und Fällen angekündigt, wenn er nicht widerspreche. Auch gehe das Holz in das Eigentum des Büros über, heißt es in dem Schreiben. Der Vorgang werde im Landesumweltamt geklärt, sagte Kurt Augustin zu. Eine kurzfristige Klärung wird aber aufgrund der vielen Grundstückseigentümer kaum möglich sein, prophezeite der Bio-Landwirt.
Bei der Begehung des Dammes wurde auch klar, dass die Markierungen an den Bäumen bereits so undeutlich seien, dass eine Wiederholung erfolgen muss. Dabei soll erneut genau geprüft werden, ob nicht die Zahl der Bäume weiter gesenkt werden kann. Noch im August soll es ein weiteres Treffen vor Ort geben.

Ein Stückchen haben sich die Ansichten zu den geplanten Baumfällungen am Gallinchener Spreedamm angenähert. Kurt Augustin, Abteilungsleiter für Wasser- und Bodenschutz des Landes (2.v.l.), moderierte ein Treffen von OB Frank Szymanski, Waldpächter Dr. Wilfried Belka und Johann Staudinger von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Spreebäume (v.l.). Eine kurzfristige Einigkeit bis Ende August, wie sie der Oberbürgermeister forderte, scheint aber nicht in Sicht. Dr. Dorothee Bader, Naturschutzreferatsleiterin beim Landesumweltamt, zeigt Handlungsbereitschaft. Wir werden endlich ernst genommen, so Johann Staudinger
Foto: J. Ha.

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