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„Ich kann mit Stolz erzählen,
dass ich in Spremberg bin“
Neue Pfarrerin erzählt, wie sie von Kanada in die Lausitz kam

Spremberg (mk). Ihre Möbel schippern genau wie ihr Auto noch auf dem Atlantik herum. Dr. Astrid Schlüter ist seit Donnerstag die neue Pfarrerin in der Spremberger Kreuzkirche. Die gebürtige Hamburgerin zog es 2001 zuerst in die USA und dann nach Kanada. „In Deutschland gab es damals kaum Stellen für Pfarrer“, sagt die 48-Jährige. Für die Antwort auf die Frage warum sie wieder in Deutschland ist, reichen ihr ein Wort und ein Buchstabe: Vitamin B. Ihre einstige Mentorin erzählte ihr, dass Spremberg dringend eine Pfarrerin suche. Sie bewarb sich beim Superintendenten in Berlin und wurde genommen. Seit zwei Wochen ist sie nun in Spremberg. Ihr erster Gang war der zum Bürgeramt. Der Personalausweis war ihr 2001 abgenommen worden. „Ein komisches Gefühl“, erinnert sie sich an damals. Da es in Kanada keine Radwege gab und kanadische Autofahrer gar nichts mit Radfahrern anzufangen wissen, wird sie sich in Spremberg als erstes ein Fahrrad kaufen. Zu Fuß erkundete sie deshalb zunächst die Stadt. „Ich kann meinen Freunden mit Stolz erzählen, dass ich jetzt in Spremberg bin“, ist ihr Stadtresümee. Vor allem die Kreuzkirche hat es ihr angetan. In den USA und in Kanada waren die Gemeinden sehr klein und die Kirchen Neubauten. „Da sehne ich mich geradezu nach Kirchenkunst“, schwärmt die Theologin von ihrem neuen Arbeitsplatz. Die Empore und der Altar ähneln denen aus ihrer Heimat Emshorn bei Hamburg. Da kommen Heimatgefühle auf, sagt sie. Viele Veränderungen in Deutschland hat sie nicht miterlebt. Auch die Euroeinführung nicht. Doch sie hat immer Deutschlandfunk gehört und Kontakt zu Bekannten gehalten. Auf ihre neue Aufgabe ist sie gespannt. Erst einmal, so sagt sie, muss sie viel lesen. Sie will wissen wie Spremberg tickt, will wissen, wie die Lausitz tickt. Jede Region hat ihr traditionelles Gepräge, erzählt sie. So muss sie sich erst einmal anschauen, wie hier die Christenlehre funktioniert. Von den Sprembergern ist sie herzlich aufgenommen worden. Rappelvoll war die Kreuzkirche, als sie sich am 2. Juni erstmals bei einem Gottesdienst vorstellte. „Ich kam aus dem Händeschütteln gar nicht mehr raus“, sagt sie.
Ihre Auslandserfahrungen will sie in Spremberg einbringen. So ein soziales Netz wie in Deutschland gab es weder in den USA noch in Kanada. Da hatten die Kirchen viel zu tun, die als Tafelersatz vieles abzupuffern hatten. In Spremberg ist das natürlich eine ganz neue Situation. Da im Ausland ihre Gemeinden sehr klein waren, ist die Lausitz, wo auch sehr wenig Menschen in die Kirche gehen, kein Neuland für sie. Vorfreude herrscht bei ihr bereits hinsichtlich der Adventszeit. An Adventsliedern herrscht in englischsprachigen Ländern ein Mangel. Da habe sie Sehnsucht nach den Liedern. In Spremberg ist in der Kirche immer was los, ist ihr erster Eindruck.
Doch vor der Adventszeit muss sie eine andere große Baustelle bearbeiten. Den Konfirmandenunterricht. Das ist jetzt ihre wichtigste Aufgabe. Ihr Mann der auch Pfarrer ist, zieht auch nach Spremberg. Er hofft noch auf eine Stelle in der Region. Beim Gottesdienst zum Heimatfest an der Freilichtbühne ist Astrid Schlüter nur Zuschauerin. „Das ist für den Anfang auch gut so“, sagt sie. Das sie den Gottesdienst sowohl souverän als auch verständlich halten kann, daran lässt sie aber keinen Zweifel.



Dr. Astrid Schlüter ist seit Donnerstag die neue Pfarrerin in Spremberg. Zuvor war sie Pfarrerin in Kanada. Die Lausitz ist für die gebürtige Hamburgerin absolutes Neuland. Jedoch eines, das sie wissbegierig betritt
Foto: M. Klinkmüller

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