Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Und wieder weinten die Studis
Emotionaler Abschied für den BTU-„Präsi“ Prof. Walther Ch. Zimmerli



Sternenregen, Feuerspiralen und glühende Linien, von Chefpyrotechniker Prof. Wolfgang Spyra in den Himmel geschickt, spiegeln sich zur Verabschiedung des BTU-Präsidenten in der Giebelwand des aufwändig zu einem transparenten Verwaltungshaus umgebauten ehemaligen „Botonklotzes“ an der Ostseite des Campus’. Hier wie an vielen anderen Bauten hat der Philosoph Prof. Walter Zimmerli gegenständliche Spuren hinterlassen
Fotos: J. Hnr.
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Cottbus.
Der charmante Schweizer Uni-Chef, so heißt es unter BTU-Studenten, wurde hier in Cottbus zweimal beweint: einmal, als er kam und nun, da er geht. Mit dem durch 6:5 Stimmen damals denkbar knapp gewählten „Technikphilosophen“ wusste zunächst niemand so recht etwas anzufangen. „Es gibt auch gar keinen Technikphilosophen“, erklärt Zimmerlis alemannischer Fachkollege Prof. Dr. Klaus Kornwachs; „es gibt gute und schlechte Philosophen, und unter beiden wohl solche, die sich mit Technik befassen...“
Prof. Zimmerli hat die Cottbuser Uni sechs Jahre geführt, herzlich, weltoffen und erfolgreich und, wie er selbst sagt, fast immer im völligen Einvernehmen mit den Vizepräsidenten Prof. Dr. Dieter Schmeißer und Prof. Dr. Matthias Koziol. Zusammen bleiben sie freiwillig noch bis Monatsende im Amt. Dann hört die Uni in dieser Form nach 21 Jahren wohl auf zu existieren.
Mehr als ein Jahr hat Zimmerli für den Erhalt dieser Uni gerungen, hat sich nicht geschont, obwohl seine Amtszeit ohnehin am 14. Mai 2013 auslief. Das wird ihm bleibendes Ansehen erhalten, dieses Eintreten für die hohen Werte der akademischen Freiheit und Hochschulautonomie. Unter Beifall argumentierte er aus der historischen Lehre der „Göttinger Sieben“, von 1837, jenen Professoren, die sich gegen Staatswillkür stellten. – Die Ministerin, die dies hätte hören sollen, war an diesem Nachmittag abwesend.

Töpfers Ermutigung


Töpfer glaubte immer an sich und seine Botschaft. Er hat vor Jahrzehnten den Rhein durchschwommen. Die wenigen Fische und er haben überlebt. Sein Vortrag diese Woche in Cottbus war ebenso kurzweilig wie weitgreifend. „Ausreichend Energie für alle bis 2030“ war sein Thema. Die Frage dabei: Wird Solarstrom-Technologie in genannter Frist im reichen, sonnenenarmen Europa so reif und billig sein, dass sie sich der Bauer im sonnenüberfluteten Afrika dann leisten kann? Oder wird er weiter Dung und knappes Holz verbrennen, sich den Staubtod dabei holen? Die Ingenieur-Herausforderungen sind gewaltig. Die Uni hier sei bestens involviert, fand er. Und, dass fossile Brennstoffe mit Zukunftstechnologie noch viele Jahrzehnte verbrannt würden, bezweifelt er nicht.
Zu Zimmerli (Jg. ‘46) gewandt schloss er zum Abschied ermutigend: „In Ihrem Alter, Herr Kollege, habe ich noch in Afrika gearbeitet.“ Na bitte! Könnte heißen: Was ist dagegen schon Lausitz...

Festredner zum „Dies Academicus“ (Akademikertag) war Ex-Bundesminister Klaus Töpfer (74), zuletzt Exekutivdirektor der Umweltorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Nairobi/Kenia



Sie sind im einvernehmlichen Bemühen um Universität und Stadt, auch um die Universitäts-Stadt, beste Duz-Freunde geworden: BTU-Präsident Prof. Walther Ch. Zimmerli und Oberbürgermeister Frank Szymanski. „In langen Gesprächen haben wir Strategien gefunden, um die Uni zu entwickeln, um Förderungen nach hier zu bekommen, Institute auf den Weg zu bringen und letztlich auch die Stadt zu stärken. Das war eine tolle Zeit!“, resümiert der Oberbürgermeister dankend

Intendant Martin Schüler bringt das Bild der Wagnerschen „Götterdämmerung“: Ein großer Mann tritt ab! „Theater und Uni sind sich heute viel näher – auch weil Prof. Zimmerli und seine Frau wohl keine Premiere versäumten. Die hohe Anerkennung ist also gegenseitig

Gründungsrektor Prof. Dr. mult. Günther Spur: „Kollege Zimmerli ist von Ingenieuren gewählt worden. Das zählt. Arbeitssprache im Senat war englisch. Die Uni hat funktioniert. Nur die Landesregierung hat nicht funktioniert. Schon in den ‘90er-Jahren hat sie ihre Entfaltung gestoppt“

Dr. Hinrich Enderlein, damals Wissenschaftsminister, ohne den es diese Uni nie gegeben hätte, ist seit 2011 Ehrensenator, sieht in Prof. Zimmerli einen „bedeutenden Netzwerker und begnadeten Kommunikator“, der in kurzer Zeit viel bewegen konnte. Die Studierenden-Zahl stieg deutlich

Laszlo Födelsi spricht für die Studenten: „Er ist verantwortlich, dass wir keine gewöhnliche Uni sind. Wir kennen unseren Präsi nicht als Amts- und Würdenträger, sondern als Menschen. Wir schätzen seine humorvolle Seite. Er ist immer da, immer hellwach, nie müde - ein Mordsmann.“

Den letztmals verliehenen Dr.-Meyer-Struckmann-Wissenschaftspreis (15?000 Euro) erhielt Dr.-Ing. habil. Christian Georg Mayr von der TU Dresden. Er kommt hinter den Bauplan des menschlichen Gehirns und konstruiert Teile nach. Die funktionieren sogar, sagt er schmunzelnd

Der BTU-Lehrpreis (5?000 Euro), eingeführt unter Präsident Zimmerli, ging an den Professor-Stellvertreter Dr.-Ing. Werner Weyrauch für sein Modul Planungs- und Baurecht mit lehrreichen Rollenspielen. Der begabte Hochschullehrer verlässt die BTU wegen der Zwangsfusion

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