Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Haben in Cottbus Bäume keine Lobby?
Ein kernig-junger und zudem preisgekrönter Rotary-Wald steht zur Disposition /
Kurze Politik-Wertzeiten lassen dem Waldumbau keine Chance /
Auch Park- und Straßenbäume sind gefährdet

Cottbus (h). Die BuGa-Stadt von 1995 geht mit ihrem Ruf als Grüne Stadt leichtfertig um. Heftige Kritik gab und gibt es zum Umgang mit dem nördlichen Spreeraum einschließlich der ehemaligen Rieselfelder, wo Holz ohne Rücksicht auf Naturräume verramscht wurde. An der Puschkinpromenade sind am 22. Februar unter NABU-Protest vier Robinien, vier Linden und zwei Spitzahorn, durchweg gesunde Bäume, auch zum Schaden der Bienentracht, abgesägt worden. Durchaus als akut anzusehen ist nun die Gefahr für den Stadtwald an der Cottbuser Heide. Im Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen wird über Nutzungsumwandlung und Rodung dieses Waldstücks nachgedacht. Den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung ging Anfang Mai ein „Verfahrensvorschlag... zwecks Verwertung kommunaler Waldflächen im Bereich nördlich der Cottbuser Heide“ zu. Die „Interessengemeinschaft Walderhalt Cottbuser Heide / Schmellwitz“ schlägt berechtigt Alarm, denn sie weiß nicht nur um den Biotop-, sondern auch um den Symbolwert gerade dieses Waldstücks.
Genau hier haben sich vor gerade einmal 12 Jahren die Männer von Rotary Cottbus als „Partner der Bäume“ ins Zeug gelegt und sind für ein aufwändiges Engagement deutschlandweit als „Baumfreundlichster Rotary-Club 2001“ geehrt worden. Die Botschaft von damals war: Wissen erwerben, Wissen vertiefen, wissend handeln. Über ein Jahr lang hatten sich die Rotarier, geführt von der Kompetenz des damaligen Cottbuser Inhabers des Lehrstuhls Bodenschutz und Rekultivieren, Prof. Dr. Rainer F. Hüttl, mit Waldernährung, Baum-
physiologie, Wachstumskunde, Wachstumsmodellierung und dem Ziel einer natürlichen Waldbildung befasst. Unterstützt von Schülern des Oberstufenzentrums I und Studenten der BTU wurden mehrere „Rotarische Wäldchen“ gepflanzt - zunächst in Großräschen und dann in Cottbus Nord.
Wie im ganzen Südbrandenburg, sind vor 1990 auch im Cottbuser Raum vorwiegend reine Kiefernbestände aufgeforstet worden. Sie zu Mischbeständen mit Buchen und Kiefern umzuwandeln, war und ist laut Prof Hüttl hohes Ziel: „Es werden mehrschichtig struk-
turierte Wurzelsysteme entwickelt und sandige Bodensubstrate komplementär genutzt. Die bestandsklimatischen Bedingungen verbessern sich.“
Im Cottbuser Norden wurde ein Signal für einen weit ins Land und in die Zukunft führenden Prozess gesetzt. Klaus Fussan von der Interessengemeinschaft zum Walderhalt hält es für tragisch, dass ein solches Projekt überhaupt nur im Ansatz zur Disposition gestellt werden kann. Natürlich war die Rotary-Initiative von 2001 fester stadtplanerischer Bestandteil. Zu den Männern, die dort pflanzten, gehörte neben dem Autor dieses Beitrages auch der damalige Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt, und folgerichtig ist diese Fläche, unter anderem im Flächennutzungsplan in der Fassung der 1. Änderung vom April 2004, dem Erhaltungsgebot als „Fläche für Wald“ unterstellt worden. Den Stadtverordneten sagt die Initiative: Es ist nicht fair, die Natur den kurzen Halbwerts-zeiten von Politik-Farben zu unterwerfen.



Ehe Cottbuser Rotarier ihren Versuch eines Waldumbaus (aktueller Zustand im Cottbuser Norden) begannen, lernten sie im Forstforschungszentrum Sauen bei Beeskow von Prof. Bier: „Waldumbau ist in nur einem Menschenalter nicht zu schaffen.“ Im Vertrauen auf ihre Mitwelt begannen sie dennoch ihr schon jetzt (!) gefährdetes Werk


 

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