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Talsperre wird zur Eisensperre
Ministerin Tack besucht See, in den täglich sieben Tonnen Eisen strömen

Spremberg (mk). Eine Frage lag dem Spremberger Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze am Dienstag beim Besuch der Umweltministerin Anita Tack auf der Zunge. An der Talsperre mit Blick zum See fragte er: „Ist es richtig, dass der Stausee eine Flusskläranlage werden soll?“ Hintergrund dieser Frage ist ein Radiointerview von Prof. Dr. Matthias Freude vom Landesumweltamt, der den Zuhörern mitteilte, dass in den Stausee täglich sieben Tonnen Eisen hineinfließen und der See somit ein Absatzbecken sei, das immer wieder ausgebaggert werden müsse. Diese Aussage ließ bei den örtlichen Politikern die Alarmglocken schellen. Während der Spremberger Bürgermeister die Bedrohung für die Tierwelt in den Vordergrund stellte, legte der Neuhausener Bürgermeister Dieter Perko dar, dass viele vom Tourismus am See leben und in die Tourismusinfrastruktur Millionengelder investiert wurden.
Beide Bürgermeister waren sich in einem einig: das Problem des Eisenhydroxids in der Spree muss nicht nur am Stausee sondern vor allem dort bekämpft werden, wo das Problem herkommt: in Sachsen. Auch Wieland Böttger vom Naturschutzbund schlug in diese Kerbe. „Wir wollen nicht die Stadt am braunen Fluss sein“, sagt er und fordert den Oberlauf der Spree zwischen Sachsen und Wilhelmsthal vom Eisenhydroxid zu befreien. Edelbert Jakubik vom Kreisanglerverband erklärte, dass die kleineren Fische bereits weg sind. Kinder zu begeistern, an den Cantdorfer Wiesen zu angeln, sei so schwierig, sagt er. Während die Ministerin eifrig mitschrieb, erklärte Dr. Matthias Freude dass die Strecke zwischen Sachsen und der Talsperre keine Opferstrecke werden dürfe und sagt: „Die Talsperre ist keine Flusskläranlage und wird keine werden. Ziel sei es, so der Professor, mittels Saugbaggern die Vorsperre vom Eisen zu befreien, um den Stausee zu entlasten. Isabell Hiekel vom Aktionsbündnis Klare Spree bezeichnete die Talsperre als letzte Bastion vor dem Spreewald. Das Bündnis will mit Tourismusbeginn etwas ruhiger treten, erklärte Isabell Hiekel.



Prof. Dr. Matthias Freude (l.) vom Landesumweltamt stand am Dienstag den Politikern Rede und Antwort, welche Funktion die Spremberger Talsperre beim Rückhalt der Eisenfracht der Spree haben soll. Derzeit hält die Talsperre 84 Prozent des Eisenhydroxids zurück. Der Rest fließt in den Spreewald hinein. Anwesend waren auch die Umweltministerin Anita Tack (2.v.l.), die Landtagsabgeordnete Birgit Wöllert (3.v.l.), Wolfgang Genehr vom Umweltamt (3.v.r.), der Spremberger Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze (2.v.r.) und der Bürgermeister der Gemeinde Neuhausen/Spree Dieter Perko (r.)
Fotos: M. Klinkmüller



Dieter Perko, hier mit der Umweltministerin Anita Tack, lädt am Dienstag um 15 Uhr in den Amtsweg 1 nach Neuhausen zur Diskussion über die Auswirkungen der Verockerung auf den See-Tourismus ein

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