Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Heute: Zeitreise bei Hochzeit zu erleben
Echtes Paar heiratet in Naundorf mit
Bräuchen, Kleid und Gefolge wie im Jahr 1868

Naundorf (mk). Seine eigene Hochzeit sollte niemand verpassen, aber die eines jungen Naundorfer Paares am heutigen Samstag in Naundorf auch nicht. Denn dieses Paar heiratet so, wie es im Jahr 1868 üblich war. Dabei kam das Paar gar nicht selbst auf diese Idee. Der Leiter des Sacroer Dorfmuseums Reinhard Natusch hatte in einer alten Zeitung ein Hochzeitsfoto der Marie Murkisch aus dem Jahr 1868 gesehen und ließ daraufhin die Tracht originalgetreu nachschneidern. Diese sollte aber nicht nur im Museum zu sehen sein. Um die damaligen Hochzeitsbräuche darzustellen, wurde eine Schau-Hochzeit in Naundorf geplant. Das Besondere: Das Paar, das zuerst die Hochzeit nur nachstellen wollte, entschied sich kurzerhand, sich auch in Wirklichkeit bei dieser Traditionshochzeit das Jawort zu geben. Die standesamtliche Hochzeit erfolgte bereits vergangene Woche, so dass auch heute mit einem Rückzieher nicht zu rechnen ist. Zu rechnen ist ab 13.30 Uhr aber mit einer ungewöhnlichen Hochzeit. Auf dem Weg zur Kirche wird das im Leiterwagen auf Stroh sitzende Paar von einer Blaskapelle, der Hochzeitsbitterin hoch zu Ross und einem Hochzeitszug begleitet, der auch in Trachtenkleidern stecken wird. Um 14 Uhr findet die Trauung, die bei überfüllter Kirche auch nach außen übertragen wird, statt. Vor der Kirche werden zudem große Zelte für die öffentliche Hochzeitsfeier stehen. Die ­Feier beginnt um 15 Uhr. Nach Kaffee und Kuchen wird der Pfarrer um 17 Uhr den Hochzeitsbraten anschneiden.
Zu erleben sind in Naundorf auch die alten Hochzeitsbräuche. So wird eine verschmähte Liebe des Bräutigams das Klagelied „Alte Jungfer“ vortragen. Auch das Abnehmen der Flügelhaube der Braut mittels eines Gedichtes sowie das Aufsetzen der Zipfelmütze beim Bräutigam gehören zur Tradition. Reinhard Natusch ist froh, diese Hochzeit wieder lebendig werden lassen zu können. Man wisse viel über die Spreewälder Wenden und Sorben, aber über die Traditionen rechts und links der Neiße wissen viele nur wenig, sagt der Dorfmuseumsleiter. So reichte das Trachtengebiet der Region bis nach Bad Muskau. Reinhard Natusch bedankt sich bei der Kreisverwaltung für die finanzielle Unterstützungt beim Nachschneidern des Brautkleides.



In solcher Tracht wird der Hochzeitszug das Paar heute um 13.30 Uhr in die Naundorfer Kirche begleiten
F: pr

zurück...