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Er prägte unseren Zoo
Zum Tode von Dipl.-Biologe Klaus-Jürgen Jacob

Als die Cottbuser 1954 im Spreeauenwald Gehege für einen Heimattiergarten errichteten, waren Jungs seiner Schulklasse schon mit am Werke. Es entstand der Ort, den Klaus-Jürgen Jacob über fast 37 Jahre prägen sollte. Vergangenen Sonnabend ist der Diplom-Biologe und exzellente Kenner vor allem der artenreichen Wasservogelwelt gestorben.
Er war ein Cottbuser, der diese Stadt liebte. Ihre Fußballvereine, auch die kleinen in Branitz oder Saspow; ihre wendische Umgebung mit den schlauen Bauern, deren Wissen und Zuverlässigkeit er schätzte; ihrer Leidenschaft für Grünkohl und früher auch noch mit dem Walleien zu Ostern.
Als er nach dem Abitur, dem Frauendorfer LPG-Praktikum und dem Diplom an der Uni Leipzig die freie Berufswahl hatte, zögerte er keinen Moment: Er nahm die Assistentenstelle im Cottbuser Tierpark an, der noch ein Heimattiergarten war. Am 1. März 1966 wurde er Deutschlands jüngster Zoodirektor - an seinem Ersatzgeburtstag, denn jenes Jahr hatte keinen 29. Februar.
Als Klaus-Jürgen Jacob den Park fast 37 Jahre später seinem Nachfolger Jens Kämmerling überließ, galt er als Dienstältester seiner Zunft. Er hatte mit feinem Gespür, allen eitlen Versuchungen trotzend, die Besonderheit dieses unter allen Zoos einzigartigen Parks am Rande der weltberühmten Pücklerschen Schöpfung bewahrt. Freundschaftlich begleitet von seinen Mentoren Prof. Heinrich Dathe aus Berlin und Prof. Wolfgang Ullrich aus Dresden gelang es ihm, einen der neun anerkannten zoologischen Gärten der DDR zu entwickeln, spezialisiert auf die Zucht und Haltung von Wasservögeln. Auf diesem Gebiet erreichte der Fachmann internationales Ansehen, wovon unzählige Publikationen und Konsultationen zeugten.
Für die Cottbuser wurde der Tierpark beliebte Erholungs- und Bildungsstätte. Im Raubtierhaus waren Schimpansen, Löwen mit reichlich Nachwuchs, Tiger und Servale die Attraktion, ab 1969 gab es Indische Elefanten und bald auch eine im Nationalen Aufbauwerk
errichtete Tierparkgaststätte. 250000 und mehr Besucher kamen jährlich. Sie fanden einen stets gepflegten, schönen Park vor, der seinen Charakter ohne alle Show-Effekte wahrte. Als 1993 Deutschlands Zoodirektoren erstmals in Ostdeutschland tagten, entschieden sie sich für Cottbus und waren des Lobes voll über die ausgewogene tiergärtnerische Anlage. In solchen Momenten wusste der stets bescheidene Direktor den Stamm seiner Mitarbeiter zu loben und stolz auf gut ausgebildeten Nachwuchs zu verweisen. Er selbst stand lange der Prüfungskommission der Zootierpfleger-Lehrausbildung in Leipzig vor.
Erinnern werden sich viele Cottbuser an charmante Plaudereien über die Tierwelt, wenn Klaus-Jürgen Jacob Gastgeber von sonntäglichen Matineen mit Musik war. Immer waren dann auch seine Frau Dr. Vera Jacob, die stadtbekannte Kinderärztin, und einige seiner Schulkameraden in der Nähe. Auf jeden Fall Dr. Helmut Schmidt aus der gleichen Klasse, Gründungsvorsitzender des Tierparkfördervereins. In diesem Verein, aber bei weitem nicht nur hier, bleibt der Direktor unvergessen. Ein Cottbuser, der seiner Stadt viel Stolz gegeben hat. J.H.



Klaus-Jürgen Jacob 1998 unterwegs in seinem Tierpark
Foto: CGA-Archiv/Fischer

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