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Wilhelm Pieck zurecht gerückt
Teure Sanierung des Denkmals im WK IV wird unwahrscheinlich /
Großes Interesse an Wahrheit

Guben (ha). Die Diskussion um die Sanierung des großen Denkmals in der Klaus-Herrmann-Straße hat neuen Stoff für eine kluge Entscheidung erhalten: In einer ausführlichen Informationsveranstaltung in der Alten Färberei gab Dr. Jochen Staadt von der Freien Universität Berlin einen tiefen Einblick in Hintergründe und Umstände des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck. „Es gab sehr viele neue Details auf meine Fragen, die sehr aufschlussreich waren und durchaus das Bild auf den Politiker zurecht gerückt haben“, resümiert Günter Quiel (SPD), der die Informationsveranstaltung initiierte. „Die politische Überhöhung der Person als Vorbild ist nun sehr deutlich korrigiert worden. Ich bin sicher, dass nun für das Denkmal sicherlich deutlich kleinere Brötchen gebacken werden.“ Günter Quiel erwartet nun eine anregende Diskussion der Abgeordneten. Die Fraktionsvorsitzenden wollen zusammen mit dem amtierenden Bürgermeister Fred Mahro über das weitere Vorgehen beraten. Die Reliefs sollten aber auf jeden Fall erhalten bleiben, jedoch ist es nun sehr unwahrscheinlich, dass sie wieder am jetzigen Standort in der pompösen Art gezeigt werden. „Es ist wichtig, dass dieser Teil unserer Geschichte auch künftigen Generationen nicht vorenthalten wird. Die Tafeln eignen sich sehr gut dazu, beispielsweise bei geschichtlichen Stadtrundgängen an den Herrscher kritisch zu erinnern“, so Günter Quiel.
Enttäuscht zeigte er sich von den Äußerungen von Prof. Dr. Jürgen Hofmann, Sprecher der historischen Komission der Fraktion DIE LINKE. Er habe versucht, die gnadenlose Herrschaft von Wilhelm Pieck hinter dessen Krankheit zu verbergen und diese bagatellisiert.
„Wilhelm Pieck war ein absoluter Bekämpfer der Demokratie in der Weimarer Republik, das ist sehr genau in den Reichstagssitzungen protokolliert. Und er war als KPD-Vorsitzender einer der Treiber der Zwangsvereinigung.“ Bedenklich hatten auch die Aussagen von Jochen Staadt zur gnadenlosen Verurteilung Jugendlicher mit Bagatelldelikten gemacht. Dafür gibt es kein Denkmal.



Die Büste von Wilhelm Pieck, die vor der ehemaligen Wilhelm-Pieck-Schule stand, ist bereits verschwunden. Welches Schicksal die Bronzereliefs in der Klaus-Herrmann-Straße ereilt, ist weiter völlig offen. Als eingeschmolzener Rohstoff sollen sie jedoch nicht enden
Foto: J. Ha.

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