Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ein zauberhaft bewegtes Fließen
Anmerkungen zum Ballettabend „Berührungen. Ein Balkan-Rhapsodie“

Cottbus. Es hat den Anschein, als wäre da ein romantisches, in metallischen Blau- und Grüntönen gemaltes Bild, das langsam Licht gewinnt und sanft in Bewegung kommt; leise wiegend, dann wogend, schließlich voller Schwung und zunehmend heiter sich entfaltend. Ein zauberhaftes Fließen, das nicht mehr aufhören will und sich in immer neuen Motiven verliert, wie zufällig ein Schmetterling von Blüte zu Blüte gaukelt. Und doch bleibt da ein Erzählfaden, der immer wieder aufgenommen wird und dafür sorgt, dass die einzelnen Tänzerinnen und Tänzer dem Publikum immer vertrauter werden, am Ende ganz nahe sind mit ihren Stühlchen, die Aufbruch und Ankommen symbolisieren, ihren gefälligen oder grotesken Soli oder Pas de deux, ihren Sprüngen und Pirouetten zwischen klassischem Ballett und modernem Ausdruckstanz.
„Berührungen. Eine Balkan-Rhapsodie“ nimmt die Begriffe dieses Titels ganz genau: Das Ballett schöpft aus der musikalischen Vielfalt des Balkanraumes im weitesten Sinne, es mischt sie ungezwungen in heiterem Wechsel und es lebt von den Berührungen der Tänzer, die sich immer wieder gerade eben erst zu entdecken scheinen, die mit wenigen Requisiten spielen und manchmal auch Artisten sind in den drei Halbbögen ihrer BMX-Piste.
Adriana Mortelliti hat den Abend nicht nur choreografiert, sondern auch die fast festlichen Kostüme entworfen. Und so entsteht aus Material, Musik und Bewegung dieses einzigartige Gemälde. Die Mortelliti, geboren in Italien und ausgebildet in Mailand, hat Studien- abschlüsse in Tanz und Malerei und in diesen verwandten Künsten an vielen Bühnen der Welt - auch preisgekrönt - gearbeitet. Toll, dass sie für Cottbus zu gewinnen war, großartig für die hervorragend agierenden Venira Welijan, Jennifer Hebekerl, Inmaculada Marin López, Denise Ruddock, für István Farkas, Marek Ludwisiak, Stefan Kulhawec und den herausragenden Christian Schreier. Großartig ganz vor allem aber für das Publikum, das zur Premiere und auch am Donnerstagabend jubelte. Nächste Vorstellungen sind am 6., 16. und 26. April, jeweils Kammerbühne - falls es Karten gibt. J. Heinrich



So akrobatisch wie in dieser Szene mit Jennifer Hebekerl und István Farkas verharrt das Tanzspiel der „Berührungen“ nur selten. Eigentlich ist es ein unentwegtes, bezaubernd schönes Fließen. Das Publikum jubelt Abend für Abend
Foto: M. Kross

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