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Grundschüler lernen ab sofort
in permanenter Frischluft
Schulsanierung in Ströbitz abgeschlossen / Montag fröhlicher Wiedereinzug

Cottbus-Ströbitz (mk). „Di-cke Luft“ wird es in der sanierten Wilhelm-Nevoigt-Grundschule im Cottbuser Stadtteil Ströbitz - zumindest für die Nasen - nicht mehr geben. Die lokalen Baufirmen haben die Schule zu einer Besonderheit in der Region gemacht. Wer davor steht, glaubt an der Außenfassade Balkone unter den Fenstern zu erkennen. Die vermeintlichen Balkone, mit Streubuchstaben dekoriert, sind jedoch Lüftungselemente, die in jedes Klassenzimmer permanent frische Luft hineinlassen und verbrauchte Luft wieder nach außen abgeben. „So wird durchgehend gelüftet, ohne dass ein Fenster geöffnet werden muss“, erklärt der Architekt Fred Wanta. Die Lüftungstechnik schaltet sich nur bei einer Belegung der Räume ein und bedarf keiner komplizierten Steuertechnik. Wie der Architekt sagt, ist der Einbau dieser Lüftungsgeräte in die Fassade in Ostdeutschland einzigartig. Ebenfalls zur energetischen Sanierung gehört eine Wärmedämmung, die aus der Schule beinahe ein Passivhaus macht, so der Architekt weiter. Lag der Verbrauch vor der Sanierung noch bei 273 Kilowattstunden pro Quadratmeter, so sind es nach der Sanierung nur noch 75 Kilowattstunden. Zudem wurden Dach, Fenster und die Böden saniert, um Energie einzusparen. Gespart wurde nicht bei der Barrierefreiheit. Ein Aufzug sorgt künftig für ein bequemes Erreichen aller Räume. Die Bauarbeiter und Möbelträger nutzten ihn bereits als Lastenaufzug und erleichterten sich so das mühevolle Schleppen. Ein Hingucker ist die Aula geworden. Auf der Südseite erhielt sie eine riesige Fensterfront, die für einen hellen Raum sorgt. Die Nordseite hingegen ist bis auf Lichtschlitze unter der Decke fensterfrei, so dass hier künftig eine Bühne aufgestellt werden kann, die durch das Licht der Südseite warm angestrahlt wird. Unter der Aula sorgen drei neue Horträume für Platz bei der Ganztagsbetreuung. Von außen ins Auge fällt hier ein riesiges kupferfarbenes Fenster. Dahinter verbirgt sich die Garderobe. „Im Fenster sitzend, können die Hortkinder sehen, wann ihre Eltern kommen“, erklärt der Architekt den praktischen Nutzen des auffälligen Glases.
Während eingangs erwähnt wurde, dass dicke Luft für die Nase zum „Schnee von gestern“ gehört, trifft Ähnliches im übertzragenen Sinne auch auf die Ohren zu. Denn jeder Klassenraum wurde mit Akkustikplatten aus Holzwolle an den Decken beplankt, so dass der Lärm erheblich gedämpft wird.
Um eine spätere Dreizügigkeit der Grundschule zu gewähr-
leisten, wurden auch im Kellergeschoss Räume zu Klassenräumen umgebaut. Auch hier wird für eine optimale Belüftung gesorgt, erklärt Fred Wanta. Zudem erhielt der Kellerboden eine Isolierung. Das einzige Manko der 4,4 Millionen Euro teuren Sanierung (Stadtanteil 1,8 Millionen Euro) ist nicht den fleißigen Bauarbeitern anzulasten, sondern den am Ende doch zu knappen Mitteln: Wenn die Schüler am Montag ihre sanierte Schule betreten, müssen sie durch unbearbeitete Außenanlagen gehen, für die es noch nicht mal eine Planung gibt. Der Schulförderverein hofft in dieser Angelegenheit auf Sponsoren und auf Hilfe aus dem Bürgerverein. Wie so oft schon an dieser Stelle.



Kupfer. Das ist der bestimmende Fassadenton der sanierten Grundschule im Cottbuser Stadtteil Ströbitz. Wie Architekt Fred Wanta erklärt, wird die Schule bei Hitze gänzlich kupferfarben sein, da der Fenster-Sonnenschutz diese Farbe hat. Auffallend von außen sind die balkonähnlichen Lüftungselemente für jedes der 19 Klassenzimmer
Foto: Mathias Klinkmüller



Der Architekt Fred Wanta steht hier in der lichtdurchströmten Aula der Ströbitzer Grundschule. Wie im Hintergrund gut zu erkennen ist, können selbst die großen Südseiten-Fenster dank der Lamellen geöffnet werden. Von behindertengerechter Toilette bis zur Küche wurde bei der Sanierung der Schule aus den 1970er Jahren an alles gedacht



Modern sieht die Ströbitzer Grundschule nach der Sanierung aus. Oben hinter der großen Fensterfront ist die Aula das künftige kulturelle Zentrum der Schule. Unten findet der Hort Platz. Im großen Fenster können die Hortkinder sitzend ihre Eltern kommen sehen, erklärt der Architekt Fred Wanta diesen gestalterischen Gag

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