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Die Eisenstudie sorgt für Entsetzen
Spreebelastung ist Jahrhundertproblem /
Neben Spremberg auch Cottbus und Spreewald betroffen



Region
(mk). Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. So könnte mit Galgenhumor die Antwort auf die Frage beginnen, ob sich die zunehmende Eisenbelastung der Spree nicht eines Tages von selbst löst. Die Gute: Ja, das Problem löst sich auch von selbst. Die Schlechte: Aber erst in 100 Jahren.
Zu diesem Ergebnis kam ganz ernsthaft der Hydrologe Dr. Wilfried Uhlmann, der zwei Jahre im Auftrag der LMBV die Eisenbelastung der Spree rund um Spremberg untersucht hat. Das Ergebnis sorgte Dienstag in einer Bürgerversammlung für Entsetzen.
Bei dem mit Eisen belasteten Grundwasser, das zunehmend in die Spree dringt, handelt es sich um ein Reservoire von 800 Milliarden Litern. Das ist der 19-fache Inhalt des Spremberger Stausees. „Das Stoffpotenzial“, so Dr. Wilfried Uhlmann weiter, „reicht 100 Jahre, um das Grundwasser zu belasten.“ Und es kommt noch dicker: Der höchste Belastungsgrad ist noch nicht erreicht.
Der Experte lenkt den Blick der Zuhörer zu den Fenstern. Es regnet und regnet. Das heißt Grundwasserwiederanstieg. Bereits heute ist die Spree bei Spremberg mit vier bis sieben Milligramm Eisen pro Liter belastet. Tendenz steigend - die braune Brühe wird noch brauner. Zudem schreitet die Belastung voran. Der Spremberger Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze zeigte Fotos, welche die Eisenbelastung bereits an der Staumauer des Stausees belegt. „ Es dauert nicht lange, bis auch die Cottbuser unsere Situation haben,“ prophezeit er.
Lösungen, erklärt Dr. Wilfried Uhlmann, gebe es auch. Allerdings keine von der Stange, da es sich um ein weltweit einmaliges Problem handele. Es werde Generationen beschäftigen.
Ein Lösungsansatz ist die unterirdische Wasserbehandlung mit organischen Stoffen. Bei diesem biologischen Prozess gab es erfolgsversprechende Ansätze. Zudem kommen Dichtwände, Gräben, Drainagen, Brunnensysteme, Flusskläranlagen zumindest für die kleine Spree, Absetzbecken und Schlammentsorgung infrage.
Ein Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen kann die Eisenbelastung reduzieren. Aber, so Uhlmann: „Ein klarer Gebirgsbach wird die Spree nie.“ Bürgermeister Schulze forderte sachlich: Die Eisenbelastung muss abnehmen, sonst seien „die Tourismusbemühungen vergangener Jahre nicht nur von Spremberg, sondern auch des Spreewaldes in den Sand gesetzt.
Klaus-Otto Weymanns, zuständig für Raumordnungspläne in Südbrandenburg, glaubt, dass die enormen Kosten vom Braunkohlesanierer LMBV gestemmt werden können. Bis 2017 stehen dort 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Eckhard Scholz von der LMBV versicherte: Wir werden uns der Verantwortung stellen“. Als „ein Jahrhundertproblem“, das viele Jahre in Anspruch nehmen wird, bezeichnete Dr. Ulrich Obst vom Landesamt für Bergbau die Verockerung der Spree.
Die Bürger blieben beunruhigt. So sagte Winfried Böhmer, der Mitglied im Braunkohleausschuss ist: „Ich bin entsetzt und erschüttert über die Masse des eisenbelasteten Grundwassers“. Wieland Böttger vom NABU Spremberg erklärte, dass die Spree krank sei und die Artenvielfalt zurückgegangen ist. „Mehr Dampf in die ganze Sache“ fordert Klaus Grüneberg aus Spremberg. Edelbert Jakubik vom Anglerverband Cottbus sieht den Stausee als Angel- und Erholungsgewässer in Gefahr. Er fordert schnelle Entschlammungsmaßnahmen.
Viel Beifall fand die Rede von Isabelle Hiekel, die für das
Aktionsbündnis „Klare Spree“ sprach, wenngleich sie sich zunächst als „sprachlos“ erklärte. Nächstes wichtiges Datum in dieser Sache ist der 8. April. Dann tagt der Steuerungs- und Budgetausschuss für die Braunkohlesanierung (StuBA).
Mathias Klinkmüller

Kein Platz frei war Dienstag bei der Bürgerversammlung in der Aula der Berufsoberschule Spremberg. Die Studie zur Eisenbelastung der Spree wurde vorgestellt. Bürger, wie hier links der Sprecher der Klinger Runde, Thomas Burchardt, fanden mahnende Worte Fotos: M.K.



Expertentisch v.l.: Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze, der Leiter der Geotechnik für die LMBV Eckhard Scholz, Wolfgang Genehr vom Landesamt für Umwelt, vom Umweltministerium Dr. Alexander Ostin, Dr. Ulrich Obst vom Bergbauamt, der Leiter Geotechnik bei Vattenfall Ingolf Arnold, der Referatsleiter Braunkohleplanung Klaus-Otto Weymanns und der 1. Beigeordnete des Landkreises Spree-Neiße Olaf Lalk

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