Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Die Strahlkraft wendischer Jetztmusik
Eindrucksvolles Konzert in Cottbus / Guben bleibt weiterhin außen vor

Cottbus/Guben. Als das Ludwig-A.-Meyer-Haus noch das kulturelle Kleinod der Stadt war, gestaltete sich „Das Besondere Konzert“, in dem die neue sorbisch-wendische Musik im Mittelpunkt stand, alljährlich zu einem kammermusikalischen Spektakel. Nach der Schließung des Hauses versagten die Kulturvorderen dem stets gut besuchten Event die finanzielle Förderung.
Aus Neigung und Neugier machte sich zum Jahresanfang schon zum dritten Mal eine heimische Zwei-Mann-Fraktion zum Wendischen Haus in Cottbus auf, um „Das Besondere Konzert zum Neuen Jahr 2013“ hautnah zu hören, zu dem auch diesmal die Bautzener Pianistin Heidemarie Wiesner ihre Gäste erwartete. So traten als weitere Solisten der Solo-Bass-Klarinettist und Solo-Jazz-Saxophonist an der Komischen Oper Berlin, Gerold Gnausch, sowie die Tänzerin Reinhild Kuhn auf.
Während Heidemarie Wiesner eigenwillig, launig und sommernachtsträumerisch das „Rondo capriccioso“ op. 14 von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Förster-Flügel deutete, bewies Gerold Gnausch auf dem in der E-Musik zunächst verpönten Instrument, welche Klangfarben die Sopran- und Alt-„Kanne“ hergeben kann. Am Beispiel der „Giocata“ von Jan Cyš und der musikalischen Novelle „Wichar“ über den legendären Gott des Sturmes der Sorben von Ulrich Pogoda zog er alle Register seines meisterhaften Könnens vom sensiblen Geschluchz, glucksenden Quäken, aber auch je nach Tonlage mit dunkler Wärme, Helle und Weiche sowie trompetenhafter Schärfe. Völlig neu in einem Kammerkonzert gebärdete sich die freie Improvisation asiatischen Zuschnitts für Ausdruckstanz und Klavier von Reinhild Kuhn.
Imponierende Kompositionen von Bernd Weinreich, Juro Metsk, Detlef Kobjela und Heinz Roy bereicherten das eineinhalbstündige Programm, bevor zum Finale der Welthit im 5/4-Takt „Take Five“ des amerikanischen Jazzpianisten und Komponisten Dave Brubeck in der Fassung von Paul Desmond erklang, der in dessen Quartett Saxophon blies.
„Das Besondere Konzert“ lieferte den überzeugenden Beweis, dass die Musik der Wenden durch Wagemut, Experimentierfreudigkeit und Fortschrittsdrang dank fassbarer moderner Melodik, packender Rhythmik und effektvoller (dissonanter) Tontrauben, sprich Cluster, aufhorchen lässt.
Einziger blamabler Wermutstropfen: Guben ist um eine weitere Kammermusik-Attraktion ärmer. Adolf Auga

 

zurück...