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„Versunkenes Leben lebendig halten“
Gerhard Gunia feierte am Freitag seinen 80. Geburtstag /
Auch künftig in Politik einmischen

Guben. Unzählige Glückwünsche erhielt „das Gubener Gedächtnis“, Gerhard Gunia, zu seinem Ehrentag am Freitag. Der Jubilar feierte seinen 80. Geburtstag. Ein langes Leben führt ihn durch Weltkrieg, Teilung und Wiedervereinigung seiner deutschen Heimat.
Gerhard Gunia ist 1933 in Ostpreußen, in Königsberg geboren und lebt mit seiner Familie seit über 70 Jahren in Guben. Ein Lied mit historischer Tragweite aus seiner Kindheit, dass ihn sehr wehmütig stimmt, ist „Heimat, deine Sterne“. „Versunkene Zeiten sind versunkenes Leben“, sagt der Stadthistoriker und wird nicht müde, über die bis heute teilweise unfassbar Vergangenheit zu erzählen aber auch politische Stellung zu nehmen.
Zwei große Einschnitte hat er in seinem Leben erfahren müssen. Der 20. Juni 1945. Der Tag ging einher mit dem bitteren Los der Ausweisung der deutschen Bevölkerung und die Zerstörung von Guben, nicht nur durch Krieg. Nach 27 Jahren, am 1.1.1972, konnte er um 8:15 Uhr die Grenze nach Polen erneut überschreiten und Zwiesprache mit der alten Heimat halten. Über 45 Jahre lang arbeitete er seit 1965 als Mitglied und Autor in der Redaktion des Gubener Heimatkalenders mit. ­Unzählige heimatkundige Publikationen sind erschienen. In unzähligen Führungen und Vorträgen vermittelt er sein Wissen zu Kultur und Geschichte. Seit Kurzem hat er umfangreiche Forschungsliteratur, neuere Fachbücher in Geschichte, deutscher Literatur und Philosophie der Stadtbibliothek, dem Archiv sowie der Friedensschule und dem Förderverein übergeben.
Gerhard Gunia hat 1959 an der philosophischen Fakultät der Humboldt Universität Berlin die Fächer Geschichte und Germanistik belegt und trat in Guben in den Schuldienst ein. 1968 ereilt ihn der zweite Einschnitt in seinem Leben: Er wird aus dem Lehrerberuf der erweiterten Oberschule ausgeschlossen, ein Parteiausschlussverfahren folgte. 1990 wird er rehabilitiert. Er wird nach der Wende engagierter Abgeordneter der SPD-Fraktion im Stadtparlament.
Die schönste Sache der Welt - die Liebe - bahnt sich 1963 für Gerhard Gunia an. Er heiratet die junge Gubener Bibliothekarin Magda Örtelt, eine langjährig hochverehrte Jugendfreundin. Sie ist ihm eine treue Stütze. Beide teilen literarische und musikalische Interessen und halten in allen Lebenslagen zusammen. Tugenden, die ein hilfsbereiter Gerhard Gunia bis heute lebt, sind Wahrheitsliebe, Lebensfreude und Bescheidenheit.
U. Schameitat



Gerhard Gunia feierte Freitag seinen 80. Geburtstag
Foto: CGA-Archive/Ha.



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