Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Letztes Demokratie-„Theater“
Eine kurze Pause wurde zu einem der heitersten Redebeiträge in 16 Jahren im Stadthaus
am Altmarkt / Sportler geehrt / Erneute BTU-Resolution

Cottbus (h). Ein wenig Melancholie schwang mit, als Vorsteher Reinhard Drogla (SPD) Donnerstag die Stadtverordnetensitzung eröffnete: „Die letzte in diesem Raum“, und er resümierte, „seit 1998 bin ich dabei, habe sehr substantielle, zuweilen lapidar-beliebige und oft leidenschaftliche Beratungen hier erlebt, die auch mal von 8 bis 16 Uhr gingen. Das lief manchmal hart, aber immer fair.“ OB Frank Szymanski griff den Faden auf, zitierte die Historie und gestattete sich an (un)passender Stelle eine etwas zu lange Pause: „Hier wurde 100 Jahre lang Theater gespielt...“ --- allmählich anschwellendes Gelächter.
Vielleicht zu selten gelacht worden ist in 163 offiziellen und einigen Sondersitzungen. Vom Polizei-Kulturhaus zog die Versammlung noch unter Reinhard Beer (SPD) als Vorsteher und mit Waldemar Kleinschmidt (CDU) als OB in dieses Stadthaus, in dem schon der legendäre Paul Werner seine Sträuße mit den Fraktionen gefochten und auch die erste Nachkriegs-Stadtverordnetenversammlung unter Vorsitz des liberalen Bä­ckermeisters Fritz Koall getagt hatte. OB Szymanski: „Aus Kostengründen gehen wir nun in eine stadteigene Immobilie.“ Er nennt als Adresse Erich Kästner Platz statt Bahnhofstraße 5. Es scheinen also, obwohl längst Möbel geschleppt werden, noch einige Formalitäten offen zu sein.
Die Anmutung von Theater hatte dann eine dritte (!) Resolution zur BTU-Zukunft, die ohne Abstimmung, aber von den Fraktionsvorsitzenden und dem eigentlich längst umgeschwenkten OB unterschrieben, an den Landtag geschickt wird.
„Viel zu spät“, kritisiert Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter Jürgen Maresch (Linke), „das Gesetzt wird im Januar beschlossen, nichts wird das jetzt noch verhindern.“
Ebenfalls durchsichtig inszeniert verlief die Verhandlung zu „überplanmäßigen Ausgaben für Mehrkosten...“ beim Bau der Bahnhofsbrücken. 1,7 Millionen Euro Nachschlag sind dort fällig. Das städtische Baumanagement wirkte hier ahnungslos, naiv der Vorsitzende der SPD-Fraktion: Es sei niemandem Schaden entstanden. Die Fachausschüsse sollen die Lage nun prüfen und später abschließend berichten.
Wenn schon nicht als Wirtschaftsstandort, so doch als Sportstadt vermochte Cottbus auch 2012 zu brillieren. Vor der Sitzung wurden weitere Sportler geehrt (S.1), verabschiedet wurde Peter Przesdzing nach 40-jähriger Leitung des Sportstättenbetriebes. Er machte einen großartigen Job und erhielt langen Beifall. „Der Sportstättenbetrieb“, so der OB, „bleibt als Eigenbetrieb in dieser Form erhalten.“ Die Stelle des Betriebsleiters ist ausgeschrieben.



Weihnachtsmarkt draußen, drinnen letzte Stadtverordneten-Sitzung. Die 163. an diesem Ort seit 1996. Jetzt werden die goldenen Letter abmontiert und zur Bahnhofstraße getragen. Dort tagt im einstigen evangelischen Gemeindehaus ab Januar die gewählte Vertretung, die Fraktionen beziehen ihre Räume, und das Standesamt ist zu ersten Trauungen ab 14. Januar bereit. Der historische Theater- / Sitzungssaal soll erhalten bleiben und dem Vernehmen nach im Zusammenhang mit Gastronomie genutzt werden
Foto: Hnr.




Starke Leistung, bekräftigt OB Frank Szymanski (li.): Peter Przesdzing hat 40 Jahre (!) den Sportstättenbetrieb geleitet. Er geht in Altersteilzeit. Herzlicher Dank begleitet ihn
Foto: Hnr.

zurück...