Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Lust auf ganze Gans mit Grünkohl und Klößen
So lieben die Lausitzer ihren Martinsschmaus /
Vielerorts muss der Braten rechtzeitig bestellt sein

Region. „Anser anser“ lautet der lateinische Name der Urahnin unserer Hausgans, zu deutsch Graugans und von der Saat- oder Bleßgans nur von Fachleuten zu unterscheiden. Sie geht, im Gegensatz zu den riesigen Schwänen, gut zu Fuß, weidet also ausgiebig, fliegt hervorragend in bis 9000 Meter Höhe und kann locker 70 Jahre (!) alt werden.
Im Fliegen und hoffentlich im Alter kann unsere meist weiße Hausgans den grauen Vorfahren nicht das Wasser reichen, dafür übertrifft sie jene an Gewicht und Federdichte. Aber den meisten Zeitgenossen gefällt sie ausschließlich nackt, kupferbraun und gefüllt mit Äpfeln, Beifuß, Nüssen, Maronen und vielleicht noch einem Stück zarter Schweinslende, das später einen köstlichen Aufschnitt zum Frühstücksbrötchen ergibt.
Gänsebraten gehört zu den vorweihnachtlichen Gerichten, die mit nur wenigen regionalen Unterschieden in ganz Deutschland beliebt sind. Im „Deutschen Haus“ im Burger Spreewald ist die Saison schon bei Blasmusik angebraten worden; so richtig los geht’s mit den schweren Vögeln aber traditionell erst am Martinstag - dem 11. November.
Der Heilige Martin von Tours, der nicht Bischof werden wollte (vielleicht Weibergeschichten?) ist derzeit von schnatternden Gänsen aus seinem Versteck getrieben worden. Zur Strafe müssen die Viecher jetzt an Martini in die Pfanne.
In der Lausitz verzehren wir den Braten mit Rotkohl, Rosenkohl oder am allerliebsten mit Grünkohl. Klaus-Jürgen Jacob, Ur-Cottbuser und als Tierparkdirektor international angesehener Wasservogel-Experte, scheut die Delikatesse keinesfalls, hat aber eigene Regeln: Fleisch kann, Soße und Kartoffeln sollten, Grünkohl MUSS sein. Seine Mutter wusste das Gemüse ganz zart mit Schmalz zuzubereiten.
Wie auch immer - wer nicht selbst brät, muss sich seinen Tisch in der Lausitz schon bald reservieren. Gans ist als Ganzes ganz im Trend... J.Hnr.



Noch lärmen sie lustvoll in den Sielower Spätherbst-Himmel, nicht ihre Bestimmung ahnend wie weiland die Weihnachtsgans Auguste. Die prächtigen Bio-Gänse werden von Mitarbeitern der Cottbuser Lebenshilfe Werkstätten Hand in Hand GmbH aufgezogen, die seit einigen Jahren Am Großen Spreewehr ihre Bestellkunden bedient
Foto: Jens Haberland

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