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Rosen fliegen für den Weltfrieden
Schüler der Gymnasien Forst und Brody trafen sich an der Neiße,
um Kriegsopfern zu gedenken



Forst
(mk). Vor ihnen brutzelt die Bratwurst und hinter ihnen summt der Stromgenerator. Schülerinnen der 12. Klasse des Forster Gymnasiums stehen hinter dem Grill. Sie blicken auf eine bunte Schülerschar, die sich auf frisch gemähtem Rasen an der Neißewiese versammelt hat. Die einen Schüler kommen aus dem Forster Gymnasium und lernen dort auch polnisch, die anderen kommen vom Gymnasium aus Brody. Wer von wo kommt, ist vom Grill aus nicht ersichtlich.
Ins Auge fällt jedoch ein Mann mit Zopf und beigefarbenen Anzug, der sich mit einer polnischen Lehrerin unterhält. 28 Jahre alt ist er. Er lächelt. Er ist Lehrer - und zwar beiderseits der Neiße. „Ich bin Pole“, sagt er und fügt hinzu: „Ich komme aus Gubin“. Michal Kwasniewski ist Polnischlehrer am Forster Gymnasium und Deutschlehrer auf der anderen Flussseite.
Dass sich anlässlich des Weltfriedenstages deutsche und polnische Schüler zusammenfinden, um als Zeichen des Friedens weiße und rote Rosen in die Neiße zu legen, um gemeinsam zu essen und gemeinsam Volleyball zu spielen, freut den polnischen Lehrer, der seit drei Jahren in Forst unterrichtet. Michal Kwasniewski hört seinen deutschen Schülern beim Singen zu. „Neue Brü- cken über Flüsse voller dummer Arroganz. Neue Brücken über Täler tiefster Intoleranz“ ist zu hören. Der Schulleiter des Forster Gymnasiums Thomas Röger ist froh, dass er vor drei Jahren mit dem Polnischlehrer aus Gubin ein Stück weit eine neue Brücke in seiner Schule bauen konnte. „Polnisch ist die einzige Fremdsprache, die man hier auch tagtäglich erleben und anwenden kann. Auch wenn man nur zur Tankstelle fährt“, sagt der Schulleiter und wirbt dafür, die Sprache des Nachbarn zu erlernen. Seit der Polnischlehrer da ist, bekommt das Gymnasium einen Kurs mit etwa 25 Schülern voll. Aus Neugier sind auch die Kinder des katholischen Kinderhauses „Arche“ an die Neiße gekommen. „Unsere Kinder lernen auch bereits spielerisch die polnische Sprache“, sagt Erzieherin Simone Lehmann, so dass der besungene Brückenbau in Forst bereits viele Baumeister gefunden hat.

In hohem Bogen flogen am Donnerstag weiße und rote Rosen in die Neiße. Traditionell zum Weltfriedenstag, der am 1. September war, trafen sich deutsche und polnische Gymnasiasten am Ufer an der Langen Brücke Foto: M. Klinkmüller



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