Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Blaue Uhr war i-Tüpfelchen für ein Meisterwerk
Die Autoren des Ensembles Stadtpromenade
bekamen den Nationalpreis und viel internationales Lob

Cottbus (h). In diesem Monat erreicht das Kapitel „Blaue Uhr“ seinen vorletzten Abschnitt: Sie wird von guten Handwerkern in ihre ursprüngliche Form gebracht, und gleichzeitig haben die Cottbuser die Chance, ihr bürgerschaftliches Engagement fortgesetzt zu beweisen und weiterhin Geld für die Uhr zu spenden oder Sachspenden für die finale Auktion abzugeben, um das schöne Projekt zu finanzieren. (Konto und Kontaktnummer unten rechts).
Was hat es eigentlich auf sich mit dieser Uhr? Warum soll sie neben dem Museum stehen? Diese Fragen erreichten die Initiatoren des Uhren-Unternehmens wiederholt.
Die Rathausausstellung „Aufbruch in die Moderne“ im Frühjahr diesen Jahres lieferte teilweise die Antwort. Die Uhr, wenngleich erst Anfang der 70er Jahre von dem Metallgestalter Karl-Heinz Steinbrück geschaffen, verkörpert Stadtgeschichte. Sie war 1975 gewissermaßen das abschließende Ausrufungszeichen, das eine neue Architektengeneration mitten in ihr städtebauliches Ensemble „Stadtpromenade“ setzte. Das war ihr wahrhaftig gelungen. Die Cottbuser jener Jahre erfühlten es, die Fachleute - in Ost wie West - schrieben lobende Expertisen darüber. Als „eines der interessantesten und städtebaulich am besten gelösten Zentrums-Projekte der DDR“ bezeichnet Thomas Topfstedt in seinem Werk „Städtebau in der DDR 1955-71“ dieses Ensemble. Grundanliegen sei gewesen, „die wohlerhaltene Altstadt etappenweise zu sanieren“, ohne notwendig Neues in die historische Substanz hineinzubauen. So entstand neben der Altstadt eine zweite Stadtmitte, gleichermaßen großzügig und intim und gut verflochten mit der Altstadt und ihrer mittelalterlichen Befestigung. Die Uhr passte da als Zeitzeichen, das bald als „Normaluhr“ und Ort zum Verabreden liebgewonnen wurde, gut hinein.

Auch im September:
sammeln für die Uhren-Auktion

Weit über 100 Positionen stehen schon auf der Liste /
Ein Anruf genügt, wenn Sie helfen möchten


Für das ganze Ensemble „Stadtpromenade“ sind die Autoren Dr.Fichte / Müller / Prof. Guder sehr zu Recht mit dem Nationalpreis geehrt worden. Dass es den gesellschaftlichen Veränderungen nicht Stand gehalten hat, spricht keinesfalls gegen seinen Wert. Das neue Stadtzentrum mit offenem Kaufhof, Disco- und Bowlingkeller, Sternchen-Eisbar, Kunstgalerie und kleinen Tee- und Kaffee-Stübchen entsprach dem Lebensgefühl jener Zeit. Heute prägt praller Konsum die Innenstädte; auch unsere. Ob es glücklich war, den sicher mit manchen Mängeln behafteten „Kram“ der aufbrechenden Moderne wegzuräumen - wer weiß. Die Uhr wenigstens wurde der Verschrottung entrissen. Herzlichen Dank sagt der Initiatorenkreis „Blaue Uhr“ den vielen Spendern. Es sind schon schöne Sachen eingegangen: Bilder, Keramik, Bücher mit regionalem Bezug, Omas Wäscheteile, alte Hausgeräte, Gläser und vieles mehr. All das können Sie spenden für eine große Auktion, die am 24. September im Stadthaus am Altmarkt stattfindet. Natürlich können Sie auch selbst dort hinkommen und mitbieten. Der komplette Erlös der Versteigerung wird zur Finanzierung der Uhr verwendet, die ab Oktober an ihrem neuen Platz in der Bahnhofstraße stehen soll. Leider hat das schlecht gelagerte Teil sehr gelitten und muss teuer aufgearbeitet werden. Das Fundament mit schönem Betonsockel, auf dem Spaziergänger später auch sitzen können, ist von Baufachleuten größtenteils im Sponsoring errichtet worden. Der Märkische Bote, Ihre Heimatzeitung, wird für zehn Jahre die Patenschaft für die Wartung der Uhr übernehmen.
Haben Sie eine Idee, wie Sie dieser Uhr helfen können? Vielleicht findet sich Abgestelltes in Ihrem Haushalt, das anderen Menschen gefallen könnte. Oder Sie trennen sich für die Uhr von einem Sammelstück, das nicht mehr so recht im Mittelpunkt Ihres Hobbys steht. Alle Spenden verwaltet der Cottbuser Turmverein.
Das Spendenkonto lautet
Konto-Nr:3302124405, Sparkasse SPN, BLZ 18050000.
Die Rufnummer für Ihre Objekte zum Versteigern ist:
0355 / 35 53 113
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Hier können Sie sehen was schon da ist.



Brücke mit Uhr und Gaststätte „Stadttor“ um 1976



Formgestalter Karl-Heinz Steinbrück (1932-2000) aus Seidewinkel schuf den schlanken Uhrkörper



Das Modell des neuen Cottbuser Stadtzentrums von 1965, das in seinen wesentlichen Teilen bis 1975 verwirklicht wurde. Weggefallen ist lediglich der Ratssitzungssaal (r) in Verlängerung der Stadtmauer, der durch eine Brücke mit dem Rat des Bezirkes, heute Rathaus, verbunden sein sollte. Noch undefiniert blieb zunächst das krönende Element für die Fußgängerbrücke. Der Berliner Fernsehturm (1969), dem die Uhr dann nachempfunden ward, war noch nicht errichtet
CGA-Archiv



Unmittelbar vor der Montage der Uhr brachte die Tageszeitung „Der Morgen“ dieses Bild. Am 4. Oktober 1974 sind Brücke und Uhr feierlich eingeweiht worden

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