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Das Leben mit dem dicken Rohr
Willmerdorfer hatten beim Bau des Landschafts-Ungetüms keine Stimme

Cottbus. Fernwärme aus Jänschwalde war in den 1980er Jahren ein Glück für Cottbuser Wohnungsmieter. Nicht aber für Saspower und Willmersdorfer, die am oberirdischen Rohr wohnen. Ihnen wurden Teilgrundstücke abgenommen, Sichten verbaut oder Flurverbindungen einfach gekappt. Erst jetzt, seit Frühjahr diesen Jahres, bemühen sich das Wirtschaftsministerium und die Stadtwerke als Nutzer, rechtliche Ordnung in dieses Flurdesaster zu bringen. In die Grundbücher waren Dienstbarkeiten einzutragen. Aber wo blieben die Entschädigungen, fragen Anlieger. Die LPG, die damals ihre Äcker bearbeitete - auch ohne sie gefragt zu haben - soll 35 000 Ostmark kassiert haben, geht das Gerücht.
Klaus-Dieter Kabus geht bei dem Thema in die Luft. Sein Haus wurde von der Rohrschlange zweiseitig bedrängt. Es war nicht möglich, das Rohr in die Erde zu bringen, erklärte man ihm. Einige 100 Meter weiter verschwindet es doch. Eine Straßenbahnhaltestelle sollte dort gebaut werden. Im Berufsverkehr hätten die Kraftwerker, aus Sachsendorf kommend, hier in Willmersdorf in den Doppelstockzug nach Jänschwalde umsteigen sollen.

Gerd Löwa lebt in Saspow-Ausbau am Rohr. Ein Stück von Großvaters Grundstück, der hier 1930 baute, wurde abgeschnitten. „Hätte Vater sich gesträubt, wer weiß, wer dann gekommen wär...“ Fotos: Hnr.



Wer aus Skadow kommt, tritt vor Willmersdorf durch ein ungetümes „Stadttor“. Andere historische Flurverbindungen wurden einfach gekappt



Aus Norden kommend, kurz vor der Deponie, verschwindet die Heizrohrschlange im Erdboden. Hier sollte (rechts vorn) eine Straßenbahn-Station entstehen. Die Kraftwerker aus Sachsendorf wären dann hier in die Eisenbahn umgestiegen

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