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Anhaltender Protest gegen Tunnel-Aus
Tunnel zum Baudenkmal erklären und historische Bedeutung beachten

Die Leserzuschriften zum geplanten Ende des Tunnels zwischen Gleis 10 und Spreewaldbahnhof lassen nicht nach. Hier weitere Meinungen:
Der praktische Wert des Tunnels wird täglich von vielen Leuten, die durch seine Benutzung viel Zeit sparen, sehr geschätzt. Es gibt aber noch eine zweite Seite, die ebenfalls wichtig und interessant ist: Die Historie dieses Bauwerks! Der Tunnel ist das letzte (und einzig funktionsfähige) Überbleibsel der alten Bahnhofsanlage. Das Gebäude des Hauptbahnhofs ist im 2. Weltkrieg zerstört worden, der Spreewaldbahnhof verlor mit dem Ende der Spreewaldbahn seine Funktion. Lediglich der fast 125 Jahre alte Tunnel blieb! Er sollte unbedingt erhalten bleiben. Eventuell kann man ihm den Status eines Baudenkmals zuerkennen. An Geld für die Erhaltung sollte es nicht fehlen. Neben unserer Stadt muss man hier auch die Deutsche Bahn mit ins Boot holen. Der DB mit ihren Milliarden-Umsätzen dürfte ein Betrag von 100 bis 150 Tausend Euro für den Erhalt eines historischen Bauwerks nicht zuviel sein!
Horst J. Zimmermann, per mail
Es ist kein Wunder, dass die Stadtverwaltung keinen Bezug zum Spreewaldtunnel hat. Die sich über Jahrzehnte verschlechternde Arbeitssituation in und um Cottbus ist an den Damen und Herren vorbeigegangen. Persönlich nach der Wende von Arbeitslosigkeit betroffen, hatte ich das Glück, eine Arbeit in Berlin zu finden. Seit zwölf Jahren pendle ich täglich, habe mein Kind alleinerziehend bis zur Promotion begleitet und werde wohl, so mein Arbeitsplatz bestehen bleibt, weiter nach Berlin pendeln. Der Weg ohne Spreewaldtunnel bedeutet für mich täglich mindestens 30 Minuten zusätzliche Wegezeit. Das ohnehin schon anstrengende Arbeitsleben der Pendler soll zusätzlich verschärft werden. Ja wenn dann endlich der letzte Pendler die Stadt verlassen hat, kann man sich freuen und gratulieren, die „richtige“ Entscheidung gegen den Spreewaldtunnel getroffen zu haben.
Und wenn ein paar Geschäfte, Restaurants oder das Theater nicht mehr genug Besucher verzeichnen und schließen, dann fahren die Cottbuser (am besten per Zug) nach Dresden, Leipzig oder Berlin. Vielleicht wird dann der Spreewaldtunnel ganz neu erfunden. Neuer Name und schon erfährt der Tunnel eine neue Bedeutung. Ich wünsche allen Entscheidungsträgern, sie mögen nie in ihrem Berufsleben in die Situation kommen, für ihren Lebensunterhalt pendeln zu müssen.
S.B. per mail
Wir müssen öfter zum Arzt in der Schillerstraße. Weil wir mit der Bahn fahren, benutzen wir natürlich den Tunnel. Man muss auch an die Auswärtigen denken, die ja zum Facharzt müssen. Vor allem eine Kinderpsychologin, zu der auch mein vierjähriger Enkel hin muss. Auch viele Erinnerungen sind mit dem Spreewaldtunnel verbunden, besonders für die älteren Cottbuser. Haben davon nicht viele 1945 umsonst an diesem Tunnel auf ihre Angehörigen gewartet? Hat man das alles schon vergessen? So viele Tränen gab es. Es geht doch wohl nicht allein um den Tunnel, es geht mehr um den Vorplatz, der sieht wirklich nicht schön aus. Da muss doch was zu machen sein, die Bahn will doch ihre Kunden behalten. Es wird so viel Geld verschwendet, warum nicht für den Vorplatz und den Tunnel, als Erinnerung an den furchtbaren Krieg. Die Bahn als Eigentümer sollte mit der Stadt eine vernünftige Lösung finden. Cottbus ist eine moderne Stadt, so soll es doch auch bleiben. Ich als Gubenerin bin für den Erhalt des Tunnels.
Erika Schulz, Guben
Bester Vorschlag war, den neuen Tunnel von 1977 so zu verlängern, dass er am ehemaligen Großenhainer Bahnhof endet. Hier wären gute Parkmöglichkeiten vorhanden. Teile des alten Großenhainer Bahnhofsgebäudes könnten für den Fahrkarten-, Zeitungsverkauf und als Warteraum genutzt werden. Neben Parkmöglichkeiten könnte auch viel Stadtgrün angepflanzt und die Fläche späteren Generationen als Raum für ihre Ideen gelassen werden. Gleise könnten zurückgebaut werden, und die Länge des Tunnels würde sich wesentlich verkürzen. Die Reisenden aus Cottbus und Umgebung würden zahlreich den Zugang über den Großenhainer Bahnhof nutzen, weil sie ja nur vom Auto oder Bus in den Zug einsteigen wollen, was sie eigentlich schon größtenteils tun. Reisende aus Kolkwitz zum Beispiel würden diese Variante bevorzugen, da demnächst sinnloserweise die Kolkwitzer Bahnhöfe Nord und Süd geschlossen werden sollen. Die Buslinie 12 wurde so gelegt, dass der Spreewaldbahnhof angefahren wird und die Bahnreisenden aus Kolkwitz und Ströbitz so einen kurzen Weg zum Hauptbahnhof haben. Die Reisenden aber sollen unbedingt noch durch die Bahnhofshalle, um hier etwas einzukaufen, zu essen und zu trinken. Wenn Geld für Rasengleise der Straßenbahn über die Bahnhofsbrücke vorhanden ist (vom Land 488000 Euro), dann sollte eine Tunnelverlängerung doch finanzierbar sein.
Hans-Hermann Schneider, Kolkwitz, per Mail



Wird dieser Durchgang bald zugemauert sein? Immer mehr Cottbuser und Einwohner aus Spree-Neiße sind empört über die Schließungspläne der Stadt
Foto: Hnr.

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