Region.
Es ist Jahrzehnte her, dass die Cottbuser ihr Leinöl
in der Mühle Mixdorf Richtung Ströbitz zapften. Heute
kommt das nussig-goldige Lebensmittel vor allem aus Hoyerswerda.
1924 entstand dort die Bismarck-Mühle, die alle Phasen der
Wandlung einschließlich Enteignung 1972, Reprivatisierung
1990 und Eigentümerwechsel 2010 durchlebte. Mit neun Beschäftigten
und schwerer Mahltechnik zaubern Regine Jorga und Hubert Solibieda,
die den Betrieb erwarben und engagiert fortführen, duftendes
Öl aus der schokoladenbraunen Flachs- oder auch Lein-Saat.
Zu DDR-Zeit, als Devisen knapp waren, wurden jährlich 5000
Tonnen besten Korns aus Kanada verarbeitet, teils auch für
Margarine-Produktion. Der Bedarf reduziert sich heute aufs Feinkost-Segment.
Immerhin 1000 Tonnen Saat, meist aus Osteuropa kommend, durchlaufen
heute die Prozess-Stufen Reinigung, Quetschmühle, toasten,
kaltpressen, filtern und zuletzt abfüllen. Keinerlei Zusatz
trübt das Gold in der Flasche. Aber allerlei Nebenprodukte
fallen an. Bei Tierhaltern begehrt sind die Reinigungsabfälle
in großen Papiersäcken. Nicht etwa Schmutz fällt
da an, sondern die Saat aller Unkräuter, die mit dem Flachsfeld
gemäht werden - von Erbse bis Blumensamen.
Die Schnecke der Presse entzieht dem mehligen Substrat später
in zwei Stufen das begehrte Öl. Fest und trocken bleibt der
Kuchen übrig. Tatsächlich: Der schmeckt
fein wie das Öl selbst. Gemahlen und in Pfund- oder Halbpfund-Dosen
gefüllt, findet Leinkuchen reißend Absatz bei Freunden
gesunder Lebensweise. Drei Löffel zum Joghurt oder zu Salaten
fördern das Verdauen. Nichts bleibt übrig vom Korn:
Trockener Kuchen wird zu wertvoller Tiernahrung,
Restöl gibt Holzanstrich.
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Überzeugt
vom eigenen Produkt: geschäftsführende Gesellschafterin
Regine Jorga
Gereinigt,
gemahlen und gepresst werden in diesen Maschinen jährlich
1000 Tonnen Leinsaat Fotos: J. Heinrich
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