Wo sich Stress und Freude
die versöhnliche Hand reichen
Karin Fiedermann: „Es gibt keinen schöneren Ort zum leben und arbeiten als diesen“

Cottbus (h). Der Westminster-Gong gebietet Gelassenheit, die eisschle­ckende junge Leute gegenüber auch wirken lassen. Hinter dem kleinen Giebel, von dem der Wohlklang herrührt, herrscht aber immer ein flotter Rhythmus bei den Uhrmacherfrauen. Die junge Meisterin Heide Teuerle scherzt: „Stress ist unser zweiter Vorname - ohne den hätten wir weniger Freude.“ Karin Fiedermann stimmt zu. Sie schwärmt von diesem Platz, der nicht nur fürs Geschäft gut ist, sondern auch für die Seele: „Es gibt keinen schöneren Ort. So viele Menschen kommen hier her. Aus aller Herren Länder, auch aus Übersee. Und oft sind es frühere Cottbuser oder deren Nachfahren. Die schwärmen dann von unserer Stadt.“ Und natürlich vom Altmarkt, auf dem die Fiedermanns in den nächsten Monaten ihr 25. Jubiläum feiern. Von insgesamt schon 50 Geschäftsjahren.
Mit steigender Sonne erhöht sich die Verweildauer der Menschen hier auf dem Platz. Am liebsten sitzen sie ein Stündchen oder länger, essen gut oder unterhalten sich bei Eis, Bier oder Cocktail. Die meisten Stühle stehen schon an gedeckten Tischen in der großen Guten
Stube der Stadt. Auch Steffen Meyer vom „Brau & Bistro“ schwärmt von diesem - von seinem - Platz. Er hat schon frühlingshaft aufgelegt: Frischen Spargel aus dem Spreewald gibt es. Natürlich immer gleich ein halbes Pfund und dann nur mit zerlassener Butter und Kartoffeln oder auch mit Hähnchenbrust oder Wiener Schnitzel und am liebsten richtig spreewaldmäßig: mit Butter, Kartoffeln und gebratenem Zanderfilet. Dafür würde vielleicht sogar Burgs Hafenmeister Dirk Meier mal seinen Kahn auf dem Altmarkt parken. Die „Meyer und Meier“ sind natürlich nicht verwandt, aber sie kennen sich gut, denn der Hafenmann und frühere Radweltmeister kommt direkt vom Altmarkt. Sein Vater hatte hier eine Fleischerei. Schon deshalb gibt’s bei Meyer für Meier und alle anderen Auskenner und Neuentdecker den echten Spreewald-Spargel.