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Österliche Blasmusik
Vom Kirchenlied zum „Tiger Rag“

Auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde Region Guben bot das Ostbrandenburgische Blechbläserquintett „Einen musikalischen Ostergruß“ am Ostermontag in der Klosterkirche.
Wer immer noch die anrüchige Meinung eingedenk des Busch’schen Zitates (Blechblas-) „Musik wird oft nicht schön befunden...“ vertritt, wurde schnell eines Besseren belehrt. Der helle, markige und bewegliche Klang der Trompete (Christian Benz und Tobias Meger) als Symbol weltlicher Macht, die warmen und beseelten Töne des Waldhorns (Frank Höna), die Reinheit und Schönheit des dunklen weihevollen Klanges der Posaune (Rainer Pfundstein) und des „Basses Grundgewalt“ der voluminösen Tuba (Sabine Benz) fügten sich zu einer wunderbaren Partnerschaft geschlossener und homogener Größe.
Das ungewöhnliche Programm enthielt Werke solcher Koryphäen wie Bach und Händel, aber auch Kompositionen vieler Klein- und Kleinstmeister, die alle ihr Scherflein zur variablen Gestaltung ihrer Musikperiode beitrugen.
Mächtig und erhaben erklang als Auftakt der Choral „Heut triumphieret Gottes Sohn“ des an der Marienkirche zu Frankfurt (Oder) tätigen Kantors Bartholomäus Gesius (um 1560-1613), von dem neun weitere Sätze, darunter „Nun ruhen alle Wälder“ im heutigen Evangelischen Gesangbuch stehen. Gefällig vom Vortrag und vom Stil her musiziert die drei Ausschnitte aus der mit Echogesprächen bedachten Serenade in Suitenform, der populären „Water Music“, die Händel für eine Bootspartie auf der Themse schrieb.
Ganz im Gegensatz dazu die verhaltene, aber sprudelnde Interpretation der Chaconne aus „Les Fontaines de Versailles“ des französischen Musikintendanten Michel-Richard Delalande (1657-1726) am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV.
Viel umjubeltes unverwüstliches „hoppelpoppelndes Jazz-Osterei“ war jedoch die spritzige Auslegung des „Tiger Rag“, um dessen Autorenschaft sich drei US-Bandleader streiten. Durch die raffinierte Verknüpfung afroamerikanischer Folklore mit europäischer Salon- und U-Musik entsteht eine stark synkopierte Melodie, die begleitet von „tubaesken“ Bassfiguren selbst aus dem manierlichsten Tanzpaar im Nu tollwütige Ekstatiker macht.
Langer und herzlicher Beifall am Schluss mit der visionären Denkaufgabe, ob man das Osterfest in einem Mix von altvertrauten Klängen und aufreizendem Rock einträchtig miteinander feiern kann.
Adolf Auga

Das Ostbrandenburgische Bläserquintett in der Klosterkirche 	Foto: PR

Das Ostbrandenburgische Bläserquintett in der Klosterkirche
Foto: PR

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