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Spremberg bekommt
die Macht der Märkte zu spüren
Netto-Markt will neben den Bahnhof ziehen / Stadtverordnete fühlen sich von Märkten erpresst / Kritik an leerstehenden Discounter-Ruinen

Spremberg (mk). Am Montag ist es soweit. Rossmann, Getränke Hoffmann, Ernstings family und der Asia Imbiss ziehen in das Gebäude des ehemaligen Vordruck-Verlages, in dem am 16. April auch der Lidl-Markt seine Türen öffnen wird. Geschlossen werden hingegen die Lidl-Türen in Slamen. Das Problem: Ähnlich wie erst kürzlich in Trattendorf wird dadurch die Nahversorgung der umgebenden Bevölkerung erschwert. Zudem werten die leerstehenden Märkte nicht gerade das Stadtbild auf. Geht es nach dem Willen der Netto-Geschäftsführer, wird zukünftig noch ein leerstehender Discounter das Stadtbild „schmü-cken“. Um seine Verkaufsfläche zu vergrößern, will der Markt an die Grazer Straße in die Nachbarschaft des Bahnhofes ziehen. Der Antrag der Marktbetreiber, auf der dortigen Kleingartenanlage einen neuen Markt mit über 1000 Quadratmetern zu errichten, sorgte am Montag im Bauausschuss für eine emotionale Diskussion. So warf Frank Michael Schober (CDU) den Discounter-Betreibern vor, dass es ihnen egal sei, welche städtebauliche Wirkung ein leerstehender, verfallender Markt habe und regte an, hier einen Riegel vorzuschieben. Sprembergs Bürgermeister Dr. Klaus Peter Schulze warnte hingegen davor, voreilig irgendwelche Riegel in die Hand zu nehmen. Er verwies darauf, dass der Netto-Markt bei einer Ablehnung des Umzug-Antrages sich auch gänzlich zurückziehen könnte und so die Bürger auf dem Georgenberg ihre wohnortnahe Versorgung verlieren würden. Der Bürgermeister verbildlicht: „Wir müssen überlegen, ob wir den Spatz in der Hand behalten oder die Taube fliegen lassen wollen“. Von dieser Federvieh-Philosophie hält Corina Reifenstein (CDU) nichts. „Warum sitze ich denn noch hier?“, fragt die Abgeordnete, die sich von den Märkten erpresst fühlt. Die Bedenken des Bürgermeisters teilen kann hingegen Ilona Schulz (Die Linke). Sie sagt, dass es keine Rolle spielen darf, ob der Discounter einem die Pistole auf die Brust hält und erklärt: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir keinen Einfluss haben“. Wichtiger als der Gedanke, warum man im Bauausschuss sitze, sei an die Versorgung der Bürger zu denken.
Im Ergebnis der Diskussion wurde der Bürgermeister gebeten bei den Markt-Betreibern zu erkunden, ob ein Umzug aus wirtschaftlichen Gründen wirklich unumgänglich ist.

Bei den Sprembergern beliebt war die Rossmann-Filiale in der Langen Straße. Ab sofort steht das Geschäft leer. Interessenten gibt es reichlich, sagt Claudia Wolf von der Stadtplanung. Allerdings erhoffe man sich für die Innenstadtbelebung einen ähnlich hohen Frequenzbringer. „Waschpulver wird eben mehr gekauft als Pullover“, sagt Claudia Wolf  Foto: M.K.

Bei den Sprembergern beliebt war die Rossmann-Filiale in der Langen Straße. Ab sofort steht das Geschäft leer. Interessenten gibt es reichlich, sagt Claudia Wolf von der Stadtplanung. Allerdings erhoffe man sich für die Innenstadtbelebung einen ähnlich hohen Frequenzbringer. „Waschpulver wird eben mehr gekauft als Pullover“, sagt Claudia Wolf
Foto: M.K.

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