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Das Ziel: Jedes Kind bestmöglich fördern
Die regionale Schullandschaft bleibt im Wandel / Ministerin Martina Münch: „Wir dürfen keinem Kind den Zugang zur Regelschule verwehren“ / Im SPN-Kreis hallt schon das demografische Echo

Region (MB). Der Süden Brandenburgs verfügt über eine bunte Schullandschaft. Sie ist über die Fläche reich gegliedert und bietet im Oberzentrum Cottbus attraktive Spezialangebote - vom Niedersorbischen Gymnasium, in das Witaj-Kinder (deutsch und sorbisch in Kindergarten und Grundschule) hineinwachsen, über das Elite-Sport-Gymnasium, das fest vereinbarte Kontakte mit einer sportbetonten Grundschule pflegt, bis zum naturwissenschaftlich geprägten Max-Steenbeck-Gymnasium mit Internat, das Schüler aus ganz Brandenburg aufnimmt.
Bildungsministerin Dr. Martina Münch sieht das Bild ihrer Heimatregion mit Wohlgefallen. „Die kooperierenden Sportschulen sind ein wunderbares Angebot“ findet sie, und hofft bei diesem Thema natürlich auf Olympia. Phillipp Boy ist ihr Top-Kandidat für eine nächste Medaille für Cottbus. Herausragende Leistungen wünscht sich jeder, wenn es um Schule geht. Aber noch wichtiger ist eine stabile Grundversorgung.

Schule für alle
„Die zurückliegenden 15 Jahre waren vom schwierigen Neuordnen gekennzeichnet“, fasst die Ministerin zusammen. „Wir haben fast 50 Prozent der Schulen schließen müssen. In Kahren und an anderen Orten war das durchaus schmerzlich.“ Die Wunden sind kaum verheilt, da hallt schon das „demografische Echo“ durchs Land. „In den kommenden Jahren fehlen die Kinder der nach 1990 nicht geborenen Kinder“, erklärt Martina Münch ein Phänomen, das neben weiterer Jugendabwanderung zu Schülermangel vor allem in dünn besiedelten Gebieten führt. „Wir haben dort schon jetzt Schulen mit jahrgangsübergreifendem Unterricht.
Jedes Kind soll nahe am Wohnort gut unterrichtet werden. Hier stößt der Vorsatz auf ein Problemfeld: „Jedes Kind“ - das schließt die besonders pfiffigen ebenso ein wie die lernschwachen, die sprachgehemmten oder sonst auffälligen Mädchen und Jungen. Sonderschulen, so sagen es das brandenburgische Gesetz und sogar die UN-Behindertenrechtskonvention, sind nicht zeitgemäß. „Inklusion“ heißt der Fachbegriff für die „Schule für alle“. Ministerin Münch räumt ein, dass „es dazu bei Eltern und Lehrern viele Fragen gibt. Wir müssen darüber reden.“
Lernen voneinander
Die Idee ist: „Ob lernschwach oder körperlich behindert, ob sehr begabt oder etwas langsamer - alle Kinder sollen nahe am Zuhause die bestmögliche Förderung erfahren.“ Zweifler treten aus zwei Richtungen auf. Erstens: Wird das schwache Kind sich bedrängt fühlen? Nein, sagen Fachleute, weil es nicht schematisch schlechte Noten fangen muss, sondern danach bewertet wird, wie gut es seinen Möglichkeiten entsprechend voran kommt.
Und zweitens ist da die Sorge für die Talente: Werden sie noch gefördert? „Auch das gelingt,“ ist sich Martina Münch sicher, „weil Lehrer individuell mit den Schülern arbeiten. Klassischer Frontalunterricht geht da nicht.“ Testschulen zeigen: „Die Kinder erfassen schnell: Es ist normal unterschiedlich zu sein, und sie helfen sich gegenseitig.“
Die Zurückhaltung von Eltern und manchen Lehrern teilen Kammern und Unternehmen längst nicht mehr. Das Handwerk nimmt dankbar junge Menschen auf, die gut integriert zum schulischen Abschluss geführt wurden und motiviert zur Praxis finden. Sie werden zuverlässige Fachkräfte, die unsere Wirtschaft braucht.
„Stimmt“, sagt die Ministerin. „Es bleibt ein Nachteil herkömmlicher Förderschulen, dass sie zu keinem anerkannten Abschluss führen.“
Was derzeit noch modellhaft zum Beispiel in einer Gesamtschule in Birkenwerder abläuft, wird ab 2015 schon Standard. „Wir wollen die Inklusion ab 2013/14 behutsam umsetzen.“ 40 Prozent der Schüler mit pädagogischem Förderbedarf werden übrigens jetzt schon gemeinsam mit anderen Schülern unterrichtet. J. Heinrich

Dr. Martina Münch (SPD) ist seit genau einem Jahr Landesministerin für Bildung, Jugend und Sport. Die Cottbuser Schulentwicklung hat sie über viele Jahre hinweg selbst als Stadtverordnete mitgestaltet. „Wir haben oft  aus der Not gehandelt“, sagt sie, und blickt heute auf eine gesunde Schullandschaft - der leider da und dort die Kinder fehlen
Dr. Martina Münch (SPD) ist seit genau einem Jahr Landesministerin für Bildung, Jugend und Sport. Die Cottbuser Schulentwicklung hat sie über viele Jahre hinweg selbst als Stadtverordnete mitgestaltet. „Wir haben oft aus der Not gehandelt“, sagt sie, und blickt heute auf eine gesunde Schullandschaft - der leider da und dort die Kinder fehlen

 

 



Dann mal los, stellt sich Edgar Weinreich
bei der Einschulung den Kindern der sportbetonten Grundschule in Cottbus vor. „Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr immer kommen. Ich bin hier nicht der Hausmeister, sondern der Schulleiter...“ Der klassische „Frontalunterricht“ findet in den meisten Schulen nicht mehr statt. Gutes Fördern braucht frische Formen

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