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Polnische Jugend fürs Handwerk
Kammer will Lehrlingsmangel mit polnischen Jugendlichen verringern /
Mittelfristige Wirkung

Region (ha). Die Handwerks-kammer Cottbus folgt der Forderung von Lausitzer Handwerksunternehmen und hat am Freitag eine Zusammenarbeit mit einer Berufsschule vereinbart. Ziel ist es, polnischen Jugendlichen der Zespól Szkól
Ponadgimnazjalnych im Kreis Grodzisk Wielkopolski, süd­westlich von Posen, in Lausitzer Unternehmen eine Perspektive für eine Ausbildung zu geben. „Derzeit haben wir rund 600 freie Ausbildungsstellen für 2012, und es ist jetzt schon deutlich absehbar, dass wir die Stellen mit deutschen Jugendlichen nicht besetzen können“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Knut Deutscher. Die Auftragslage sei gut. Aufträge könnten aber nur realisiert werden, wenn es Fachkräfte in den Unternehmen gibt. Die jetzt Elf- und Zwölfklässler der Zespól Szkól lernen intensiv deutsch und bereiten sich seit Anfang des Jahres auf ein fünftägiges Praktikum in Betrieben vor. Ab August könnten die ersten Schulabgänger eine Berufsausbildung im Kammerbezirk Cottbus beginnen. „Die schulischen Voraussetzungen sind kein Hindernis, lediglich die Sprache ist noch eine Barriere“, so der Hauptgeschäftsführer, an der werde intensiv gearbeitet. Über Zahlen der Jugendlichen werde noch verhandelt aber, „wenn es 20 Jugendliche werden, bin ich sehr froh“, so Knut Deutscher. Immerhin 10 bis 15 Prozent der Lausitzer Handwerksbetriebe würden sofort einen polnischen Jugendlichen ausbilden. „Wir wollen aber keine Wunschträume wecken. Es handelt sich hier um eine mittel-fristige Maßnahme, denn bis die Fachkräfte den Unternehmen zur Verfügung stehen, vergehen mindestens vier Jahre.“ Bis dahin werden die Anstrengungen in Lausitzer Schulen verstärkt, um die Jugendlichen möglichst zeitig für einen Handwerksberuf zu begeistern, so der Hauptgeschäftsführer. Die beruflichen Interessen polnischer und deutscher Schüler seien dabei sehr ähnlich. Das sei aber kein Problem, denn der Bedarf ist
inzwischen in allen Berufen größer als die Zahl der Schulabgänger. Diese Kooperation sei erst ein Anfang, weitere
Kontakte seien bereits angebahnt. Aber: die Handwerks-kammer Cottbus ist nicht die einzige, die auf Schülersuche ist. Für einen Erfolg sprechen das große Interesse der Jugendlichen, in Deutschland nahe der Grenze zu lernen, und die hohe Jugendarbeitslosigkeit von derzeit 32,8 Prozent.

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