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Der größte Melodienschöpfer seit der Reformation
Guben feiert am 23. Februar den 350. Todestag von Johann Crüger /
Würdigung leider nur mäßig

„Cantori Cantorum - Dem Kantor aller Kantoren“, so heißt es in der schlichten Inschrift in der Kirche von Groß Breesen, wo Johann Crüger am 9. April 1598 das Licht der Welt als Sohn eines Gastwirtes erblickte. In Horst Seegers Musiklexikon heißt es: „Johann Crüger, einer der größten Melodienschöpfer der evangelischen Kirche nach Martin Luther. Hervorzuheben sind seine erbaulichen Gesänge auf Texte Paul Gerhardts, Johann Heermanns und Johann Francks.“ Die wichtigste seiner Liedveröffentlichungen ist „Newes vollkömliches Gesangbuch Augspurgischer Confession“, 1640, das in mehr als 40 Auflagen erschien.
Da die Voraussetzungen erfolgsgekrönter musikalischer Tätigkeit in der Heimat nicht gegeben waren, führte ihn der Weg nach der Gubener Lateinschule über Schlesien, Österreich, Ungarn und Mähren nach Regensburg und Wittenberg, wo sich Möglichkeiten des Studiums und Karriere boten. Mit 24 Jahren wurde er in die bedeutendste Position Berlins, in das Kantorat an der Nicolai-Kirche, berufen, mit der eine Lehrtätigkeit am berühmten Grauen Kloster verbunden war. Mit der Aufgabe fällt nach dem Urteil von D. Sasse „die höchste Blüte des Schul- und Kirchengesanges in Berlin zwischen Reformation und Aufklärung zusammen.“
Der Liedkanon des neuesten Evangelischen Gesangbuches von 2000 enthält 18 Choräle und Melodiefassungen von Johann Crüger, darunter „Fröhlich soll mein Herze springen“, „Schmü­cke dich, o liebe Seele“, „Nun danket alle Gott“ und „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist des Menschen Leben“. Mit Weisen nach Texten Johann Francks war Johann Crüger nach 1653 der einzige Vertoner von Gedichten des Bürgermeisters seiner Heimatstadt in jener Zeit. Johann Crüger starb am 23. Februar 1662 und wurde in der Nicolaikirche bestattet.
Während ein Crüger-Biograf über das Wirken des Groß Breeseners in Berlin schrieb, dass er „in seinem Stande als Kantor an der St. Nicolai ein kräftiges Werkzeug zur Verbreitung des Namens des Herrn gewesen“ sei, tut sich seine Heimatstadt im Wuchern mit dem Image des großen Meisters schwer. Zwar ehrt ihn in seiner Heimatkirche eine Gedenktafel mit der Inschrift „Cantori Cantorum / Johann Crüger 1598 - 1662 in memoriam / Groß Breesen, den 15. April 1929“ sowie die Gubener Musikschule, die seit 1998 seinen Namen trägt, doch damit ist es auch schon getan. Nach dem Abriss der gesamten Häuserzeile und der Tilgung der nach der Wende nach ihm benannten Johann-Crüger-Straße in der Obersprucke aus dem Stadtplan, erscheint es überfällig, mit der Stiftung einer Marmortafel auch an der Klosterkirche als wichtigen Beitrag zum Grünen Pfad, in- und ausländische Touristen auf das hervorragende Wirken und Schaffen des Groß Breesener Kirchenkomponisten Johann Crüger und des Gubener Poeten Johann Franck hinzuweisen.
Umso erfreulicher ist die Tatsache zu werten, dass mit dem Kantor und Komponisten Hansjürgen Vorrath die jahrhundertelange Pflege sakraler Musik in unserer Heimatstadt zielstrebig und kraftspendend fortgeführt wird. Adolf Auga



Johann Crüger auf einem Titelblatt der „Praxis Pietatis Melica“ aus dem Jahre 1721

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