Dresden
und Cottbus. In diesen kalten Februartagen sind sich
die Nachbarstädte näher als sonst. Näher
im leidvollen Erinnern. Am 15. Februar 1945 erlebte
Cottbus das Grauen.
Ganze Städte rücksichtslos niederbomben,
zerstören, vernichten - wer macht sowas? Woher
kommt das? Wir fragen uns das Jahr um Jahr fassungslos.
Und wir wissen die Antwort. Es ist eine der vielen
schrecklichen Erfindungen der Nazis. Am 14. November
1940 gab es weltweit erstmals einen so barbarischen
Luftschlag auf unschuldige Menschen. Die Meister des
Mordens gaben der Aktion den zynischen Namen Unternehmen
Mondscheinserenade. Es war ein Angriff auf die
englische Stadt Coventry. Flugzeugwerke wurden getroffen,
aber auch 4330 Häuser zerstört, 568 Menschen
getötet, die St. Michaels Cathedral in Schutt
gelegt. Göbbels übertraf sich an lüsternem
Sarkasmus, nannte das neue Verbrechen coventrieren.
Und Nazideutschland coventrierte. Bis die andere Seite
auf gleiche Weise zurückzahlte. Wir kennen das
Ende.
Was wir leider vergessen haben: Aus dem glimmenden
Schutt der Kathedrale von Coventry zogen verzweifelte
Menschen große Balkennägel heraus und legten
sie, fast glühend noch, zu einem Kreuz. Das Unglaubliche
geschah: Im Fluch des Bösen standen Menschen
zum Glauben und bekannten sich zu Hoffnung und Vergebung.
Das Nagelkreuz von Coventry wurde in der ganzen Welt
zum Symbol dafür. Eines hängt in der kleinen
Cottbuser Schlosskirche mitten in unserer Stadt.
Ein Cottbuser Pfarrer, der einst hier predigte, Helmut
Gröpler, hat es hier aufgehängt. Er war
Ehrenmitglied der Gemeinde von Coventry.
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