Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

  Ausgabe Cottbus von Sonnabend, den 11. Februar 2012 - in dieser Woche:

  Jürgen Heinrich: Unser Gedenken

Jürgen HeinrichDresden und Cottbus. In diesen kalten Februartagen sind sich die Nachbarstädte näher als sonst. Näher im leidvollen Erinnern. Am 15. Februar 1945 erlebte Cottbus das Grauen.
Ganze Städte rücksichtslos niederbomben, zerstören, vernichten - wer macht sowas? Woher kommt das? Wir fragen uns das Jahr um Jahr fassungslos.
Und wir wissen die Antwort. Es ist eine der vielen schrecklichen Erfindungen der Nazis. Am 14. November 1940 gab es weltweit erstmals einen so barbarischen Luftschlag auf unschuldige Menschen. Die Meister des Mordens gaben der Aktion den zynischen Namen „Unternehmen Mondscheinserenade“. Es war ein Angriff auf die englische Stadt Coventry. Flugzeugwerke wurden getroffen, aber auch 4330 Häuser zerstört, 568 Menschen getötet, die St. Michaels Cathedral in Schutt gelegt. Göbbels übertraf sich an lüsternem Sarkasmus, nannte das neue Verbrechen „coventrieren“. Und Nazideutschland coventrierte. Bis die andere Seite auf gleiche Weise zurückzahlte. Wir kennen das Ende.
Was wir leider vergessen haben: Aus dem glimmenden Schutt der Kathedrale von Coventry zogen verzweifelte Menschen große Balkennägel heraus und legten sie, fast glühend noch, zu einem Kreuz. Das Unglaubliche geschah: Im Fluch des Bösen standen Menschen zum Glauben und bekannten sich zu Hoffnung und Vergebung. Das Nagelkreuz von Coventry wurde in der ganzen Welt zum Symbol dafür. Eines hängt in der kleinen Cottbuser Schlosskirche mitten in unserer Stadt.
Ein Cottbuser Pfarrer, der einst hier predigte, Helmut Gröpler, hat es hier aufgehängt. Er war Ehrenmitglied der Gemeinde von Coventry.

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