Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Vom Zauber der Lichter zur Heiligen Nacht
Leser schreiben über Erlebnisse und Gefühle zu Weihnachten

Es weihnachtet und Straßen und Plätze stehen längst voller Lichterbäume. Aber keiner - nicht einer von allen - kann jenen übertreffen, den wir ganz tief in unserem Herzen, in unserer Erinnerung haben. Den Tannenbaum unserer Kindheit oder jenen, den wir selbst für unsere Kinder schmückten oder auch einen, der unter ganz besonderen Umständen unser Begleiter der schönsten Tage und Nächte des Jahres war. Erzählen Sie uns Ihre Tannenbaum-Geschichten. Lassen Sie unsere Leser teilhaben an Ihrem Zauber der Lichter zur Heiligen Nacht.
Leser des Märkischen Boten schreiben dieses Jahr im Advent ihre Tannenbaumgeschichten. Die ersten sind schon zu lesen. Für veröffentlichte Geschichten bedanken wir uns mit einem Geschenk. Alle Einsender nehmen teil an der Auslosung unserer diesjährigen Weihnachtsmann-Überraschung am Heiligen Abend.

Mein Babypuppen-Traum
Mit einem uralten Weihnachtsgedicht, an das sich Marion Bronisch aus Schmogrow erinnert

Unsere Leserin Marion Bronisch aus Schmogrow-Fehrow, Ortsteil Schmogrow, Dorfstraße, schreibt:
Ich war vielleicht sechs oder sieben. Eine Babypuppe war mein größter Wunsch. Ich habe meine Mutter bestimmt das ganze Jahr damit gequält. Sie war allein erziehend, mit zwei Kindern. In den 60er Jahren musste sie knausern, um unsere Wünsche zu erfüllen. Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, eine so teure Puppe zu bekommen. Aber ich bekam sie. Sie war groß und lag im Puppenbett mit Himmel. Dieses Weihnachten vergesse ich nie.
Zur Bescherung habe ich immer ein Gedicht aufgesagt. Es muss ein sehr altes Gedicht sein, und ich kenne niemanden der es auch kennt. Ich habe lange gegrübelt, bis ich es wieder zusammen bekam. Es treibt mir heute noch Tränen der Rührung in die Augen. Hier ist es:

Der Weihnachtsmann
Der alte gute Weihnachtsmann
mit seinem Bart aus Eise
zieht seine langen Stiefel an
und macht sich auf die Reise.

Von Pelzwerk ist sein Mantelsaum,
sein Gurt von goldnen Schnallen,
sein Regenschirm ein Tannenbaum,
wenn flink die Flocken fallen.

Und werden um die Abendzeit
die Lichter ausgeblasen,
dann zieht er in der Dunkelheit
ganz leise durch die Straßen.

Die Haustür wird ihm aufgetan,
man heißt ihn näher treten,
wo dann die Eltern in der Nacht
ganz heimlich mit ihm reden.

Sie zeigen ihm vom vor’gen Jahr
die aufgehob’nen Sachen,
die nimmt er, wenn man artig war,
und will sie wieder machen.

Die Puppenstube sieht er dann
und will sie tapezieren,
und auch die Festung füllt er an
mit neuen Grenadieren.

Man weiß nie wann er kommen wird,
er kommt wenn wir's nicht wissen
und wirft die ganze Stube voll
mit Äpfeln und mit Nüssen.

Dann aber hört man gar nichts mehr
von seinen Wundertaten
und überlegt man noch so sehr,
man kann sie nicht erraten.

Bis endlich dann am grünen Baum
die hellen Kerzen brennen.
Dann kann der Mund vor Freude
kaum die schönen Dinge nennen.

Und Feiertage brechen an
und alle Glocken läuten.
Nun komme, lieber Weihnachtsmann
und bring uns Fried' und Freuden.


 

Abend der Besinnung

Es war letztes Weihnachten. Ich saß mit der Tochter, dem Schwiegersohn, dem Enkelsohn und meinem Sohn um unseren etwas krummen Weihnachtsbaum. Wir packten Geschenke aus. Die jungen Männer spielten mit dem Enkel. Wir spürten: Wir waren einfach glücklich.
Meine Tochter setzte sich zu mir: „Weißt du noch: das Weihnachten gleich nach der Wende? Wir waren im Sauerland und du in der Lausitz. Ohne Telefon. Ihr seid ins Dorf gefahren zur öffentlichen Telefonzelle. Wir haben am Heiligen Abend miteinander geweint. Du hier, ich dort.“ Ja, das war so.
Und heute? Mein Enkelsohn schaute intensiv auf unseren Weihnachtsbaum: „Sag mal Oma, der ist ja krumm! Hättest du keinen geraden kaufen können?“ Ich hatte ihn aus dem Garten. „Das war der einzige, der in der Höhe gepasst hat, die anderen Tannen waren zu groß“, sagte ich. Er war zufrieden, sprang auf, fiel einem nach den anderen um den Hals: „Ist das ein schönes Fest“, rief er, und meine Gedanken gingen weit zurück zum Weihnachtsfest von 1945. Wir waren irgendwo auf der Flucht im Westen. Ich war fünf, meine Schwester vier. Mein Vati
besorgte einen Tannenbaum, der war genauso krumm wie unserer. Mutti schmückte ihn mit Watte. Darunter lagen zwei kleine Puppen aus Lumpen. Wir hatten damals, glaube ich, dasselbe Glücksgefühl wie mein Enkelsohn heute. Nach so einem Abend der Besinnung weiß man, dass nicht Gut und Geld das Wichtigste im Leben sind.
Aufgeschrieben von Sigrid Mickein - Tschernitz

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