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Strittmatter wird zum Dauerstreit
SPD-Fraktion distanziert sich vom Ehrenbürger

Spremberg (mk). Die SPD-Fraktion will den Namen Erwin Strittmatter aus der Öffentlichkeit verbannen. Das stellte die Fraktion am Montag im Hauptausschuss klar. Doch erst einmal einen Schritt zurück. Was war geschehen? Der einstige CDU Bürgermeister Egon Wochatz stellte eine Beschlussvorlage zur Diskussion, die unter anderem die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft vorsieht. Diese sollte unter der Leitung des Spremberger Bürgermeisters die Vorbereitungen zum 100. Geburtstag von Erwin Strittmatter im kommenden Jahr koordinieren.
Zu einer Abstimmung kam es aber gar nicht erst, da die Linksfraktion auf Zeit spielte und die Vorlage im Kulturausschuss erst besprechen will. Damit wäre eigentlich alles gesagt gewesen. Doch nun bestand Andreas Lemke (SPD) darauf, eine Stellungnahme seiner Fraktion zu verlesen. Am Ende des Verlesens stand das Fazit, dass Erwin Strittmatter aus Sicht der SPD-Fraktion ungeeignet sei, als Namensgeber eines Gymnasiums, einer Straße und als Ehrenbürger der Stadt zu dienen. Sein Geburtstag sei weder durch die Stadt Spremberg zu feiern noch von der Stadt zu finanzieren.
Andreas Lemke begründete diese Entscheidung mit dem was bisher über den Schriftsteller bekannt sei. Dazu gehört etwa der freiwillige Beitritt zur Waffen SS, seine Anstellung bei der Ordnungspolizei, die für die Unterdrückung und Massakrierung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten zuständig war, seine Ausbildung zum Partisanenkämpfer, sein Eintritt in die SED im Jahr 1947 sowie seine Rolle als Kontaktperson (KP) für das Ministerium für Staatssicherheit sowie als geheimer Informator (GI).
Daraus leitet die SPD-Fraktion ab, dass Strittmatter Kriegsfreiwilliger war, der zur SS wollte und er als Ordnungspolizist mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst an Kriegsverbrechen beteiligt war. Zudem, so die Stellungnahme weiter, sei Strittmatter ein Stasispitzel gewesen, der mit viel Eigeninitiative der Staatssicherheit über seine Schriftstellerkollegen berichtete. Aus dem Wortlaut: „Damit ist erwiesen, dass sich Erwin Strittmatter bei den deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts freiwillig angedient hat.
Dass aus diesen beiden Extrempositionen zwischen Ehrung einerseits und Verbannung des Namens aus dem öffentlichen Raum andererseits ein Kompromiss gefunden werden kann, scheint unmöglich.

 

 

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