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„Trumpet“ in der Kirche
Rust und Grosch im ungewöhnlichen Konzert

Wen der Besuch des Konzertes „Jazz und traditionelle Musik alter und ferner Kulturen“ des Duo ZIA am 3. Oktobersamstag in der Klosterkirche von der weitläufig verbreiteten Ansicht abhielt, die Trompete stöße nur schmetternde fanfarenartige Signale aus und gefährde damit den andächtigen inniglichen Orgelklang, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Mit dem ausgefeilten Spiel auf der Trompete als Symbol der weltlichen Macht und der Orgel als Königin der Instrumente und Schlüssel der Sakralmusik gelang dem Trompeter Marcus Rust (Berlin) und dem Organisten Christian Grosch (Potsdam) bei hervorragender Akustik des Gotteshauses ein nicht herkömmliches Klangerlebnis nach Maß.
Trotz der vielen skalenmäßig gestimmten Eintonpfeifen, deren sich der Organist durch Schlagen der Tasten und Ziehen der Register mit Hilfe des Spielwindes bedient und der völlig anderen Bauart, Mechanik und Tongebung der Trompete, zählen beide Instrumente mittelbar zu den Blechblasinstrumenten.
Das Programm unterstrich die löbliche Absicht und das gewollte Tun, im Durchforsten unterschiedlicher Stilebenen einen eigenen begehbaren Weg in der Jetztmusik zu finden. So entstand ein wundersamer Klangteppich aus kaum gehörter jüdischer, altbretonischer, indianischer, indischer, afrikanischer, nordamerikanischer und deutscher Volksmusik.
Herausragend und beeindru­ckend aus dem einstündigen Programm das vom Ostjudentum überlieferte „Karew Jom“ mit der verhaltenen Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, die kultig beschwörende Hymne „Many and great, oh God, are thy things“ der nordamerikanischen Dakota-Indianer sowie der feierliche Beichtchoral „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ des Innsbrucker Hoforganisten Paul Hofhaimer. Als absoluter Renner entpuppte sich jedoch das Kinderabendlied „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“ im ungewöhnlichen fragenden Moll statt Dur.
Während Marcus Rust die Zuhörer durch seine bestechende, strahlend helle Tongebung umwarb und als Meister seines Faches im kunstvollen Überblasen selbst die höchsten Töne in Tipptopp-Qualität erzielte, bewährte sich Christian Grosch als gefühlvoller Begleiter und hervorragender Könner auf seinem Instrument.
Kurzum: Durch das ehrgeizige Bemühen des ZIA-Duos, Bodenständiges der multikulturellen Folklore sowie der mittelalterlichen einstimmigen Gregorianik mit ihrem Fantasiereichtum bei heller Spielfreude zu verbinden, tat sich eine interessante Klangwelt neuer Kammermusik unserer Tage auf. Ihnen galt zu Recht der herzliche Beifall des leider nur spärlich erschienenen Publikums. Adolf Auga



Das Duo ZIA Foto: PR

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