Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Die da oben sind auch nicht besser
Die fröhlich zerrüttete (Unter-)Welt inszeniert Schüler nostal-vergnüglich

Cottbus. Ein Offenbach bringt volle Häuser und lässt sich sogar Silvester gut verkaufen. So kundenorientiert geht die Spielplanung zu Werke, was seine Ordnung hat, wenn derart solide musiziert und gesungen, voller Witz gespielt und - was ein Ausflug in die Götterwelt immer hergibt - auch noch kräftig augenzwinkernd moralisiert wird. Die da oben, das war wohl schon zur Uraufführung vor gut 150 Jahren die tragende Idee, sind auch nicht besser, als die Fehlbaren hienieden. Nur: Jene scheren sich kaum einen Deut um die öffentliche Meinung, die hier, personifiziert, Orpheus und Eurydike das Dasein schwer macht.
Zwischen Himmel und Hölle grassiert die Unmoral in aller Herzlichkeit. Schillernd wird das in zwei musikalischen Märchenbildern (Bühnenbild Gundula Martin, Musikalische Leitung Evan Christ) vorgespielt. Hardy Brachmann gibt den Orpheus, der an der Öffentlichen Meinung zerbricht, um die sich die frustrierte Eurydike (Debra Stanley) so wenig schert, dass ihr selbst der zur fetten Fliege mutierte lüsterne Göttervater (Jörg Simon) Liebeslust macht. Ausgerechnet Pluto, Chef der Unterwelt (Jens-Klaus Wilde) erhebt sich am Schluss zum Ordnungswalter und fordert mythologische Genauigkeit ein. Von dieser Systematik haben die Wenigsten im Parkett eine Ahnung, und hinter den Sinn der vorstehenden Oberzähne des Styx (Heiko Walter), der so einem gewissen DDR-Kronprinzen Egon ähnlich wirkt und die Faust zum Thälmanngruß hebt, kommen die Übrigen nur schwer. Für Comedy-Einlagen dieser Art liegt das Bezugsereignis einfach zu weit zurück. Dass jener Egon-Mythos so lange währt, wie der nun doch auch erblassende der griechsichen Götter (kommen die in der Schulbildung noch vor?), ist nicht anzunehmen.

 

So stielt das allzu Nostalgische Element der schönen Inszenierung des Martin Schüler etwas den Glamour. Das Ballett hätte durchaus stärker eingesetzt werden können, da es doch schon mal da ist. Nur beim finalen CanCan darf es strahlen. J. Heinrich

Jupiter (Jörg Simon) und Eurydike (Debra Stanley) als köstliches Fliegenpaar (Kostüme Nicole Lorenz), den Fluchtversuch ahnend dahinter Pluto (Jens Klaus Wilde)

Eigentlich kommt der lottrig-ehrgeizige Professor Orpheus (Hardy Brachmann) ganz sympathisch daher. Naja - die Affären mit den Studentinnen... Die Öffentliche Meinung (Marlene Lichtenberg) macht ihm heftigste Vorhaltungen Fotos: M. Kross

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