WSkiausflug zu Jedermann
Die Neue Bühne Senftenberg gibt sich wieder ein (GlückAuf)Fest /
Motto: jedermann ist Jedermann

Senftenberg. Verrückt sind wir alle, jedermann lebt diesen Größenwahn, wir alle. Keine Arbeit für die Leute, Debatten über leere Kassen, aber wir leisten uns Schneehallen im gleißend heißen Flachland, dicke Autos, Partys, Tennis unterm Dach, alles. Dieser „Jedermann“ greift mit Hohn und voller Lust hinein ins dreiste Verschwenderleben. Die feinen Besucher-Leute (aus Senftenberg waren kaum welche da, die leisten sich nicht den Premieren-Tarif) gaffen auf die breite fremde Schwarzwaldbaude und lachen über den Penner, der in der Tonne davor wohnt.
Aber im „Jedermann“, schon gar nicht im Senftenberger von Sewan Latchinian, bleibt keine Zeit für sensible Duselei - hier wird auf den Putz gedroschen, dass die Balken knallen und die Pelze bersten.
Welch ein Spiel, das sich an theaterfernen Orten im 8. GlückAufFest aus dem legendären Stück des Hugo von Hoffmansthal, ergänzt um Manfred Wekwerths Hans-Sachs-Interpretation, entfaltet!
Die Totentanz-Geschichte ist unter Max Reinhardt uraufgeführt worden und übt Faszination auf jeden Schauspieler und Regisseur aus. Cottbuser erinnern sich an vergleichsweise konservativ-brave Inszenierungen an der Kahrener Kirche.
Dieser „Jedermann“, der mit der Fahrt in hauptstädtischen Doppelstock-Bussen (Latchinian: „Jetzt ist sicher: Berlin ist ein Vorort von Senftenberg“) beginnt und in üppiger Tanznacht der Publikum-Jedermanns ein Open End bekommt, lässt es hemmungslos rauschen. Der Tod? Wer weiß, ob Zeit zur Einsicht bleibt. Großer Moralisierer in eisiger Schneehalle ist Heinz Klevenow mit einem ergreifenden „Empört Euch!“. Keiner empört sich im genialen Genuss dieser Show. Bis zum 16. Oktober gibt es Aufführungen. H.

Theater auf dem Skihang.
Das Publikum wickelt sich bibbernd in Decken,
auf der Piste geht’s heiß her - hier mit Eva Kammigan