Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Kaiser Franz „wär’ so gern einmal verliebt“
Anmerkungen zum Singspiel „Sissy“ von Marischka/Kreisler in der Regie von
Gerhard Printschitsch

Cottbus (h). Jeden Abend ausverkaufter Theaterhof - die Kleine Komödie in der Petersilienstraße hat einen großen Treffer gelandet. Die auch filmisch längst noch nicht erschöpfte Liebesgeschichte zwischen dem bayrischen Herzogstöchterlein Sissi (hier ausdrücklich hinten mit Ypsilon geschrieben) und dem jungen Habsburger Kaiser Franz passt fürs Sommertheater. Zumindest wenn sie sorgsam inszeniert (Gerhard Printschitsch) und hingebungsvoll gespielt wird wie hier in der TheaterNativeC. Großen Beifall, auch in der Szene, gab es Abend für Abend, und falls die Sterne auch im August unumwölkt glänzen, wird es weitere schöne Cottbuser Sissy-Abende geben.
Das Lustspiel vor wahrem Hintergrund der Donaumonarchie der 1850er Jahre hatten Ernst Decsey und Gustav Holm geschrieben, und Ernst und Hubert Marischka formten es zum Libretto. Der daraus entstandene Film von 1955 läuft noch immer alljährlich im Weihnachtsfernsehen. Fritz Kreisler erzählt im Singspiel eine etwas abgewandelte Version, aber auch sie geht, trotz etwas schwächelnder Liedchen, zu Herzen.
Zunächst leiden wir mit den Migräneanfällen einer zielstrebig-strengen bayrischen Herzogin (Cornelia Jahr), die ihrem unaristokratischen Gatten Max (Peter Hartmann) die Volksnähe am Biertisch missgönnt. Die standesgemäße Vermählung der heiratsfälligen Tochter treibt sie um. Nicht der erst halbflüggen Sissy, sondern deren Schwester Nenè (alternierend Susanne Menner/Anja Backus) gilt die Sorge. Die aber hat sich längst vergeben - an den Post-Grafen von Thurn und Taxis, der sie im wörtlichen Sinne auf Armen und Hüften trägt und dabei noch im Liebesduett singt. Donnerwetter, Andreas Müller a.G.!
Sissy (Suzanne Kockat) mausert sich vom „bärenhungrigen“ frechen Fratz zum verliebten kessen Backfisch und macht sich mit Väterchen auf den Weg, das Glück der beiden zu retten und die Kuppelei bei der herrschsüchtigen Kaiserin Mutter (Christine Ast, sehr keifig) zu verhindern. Der weltfremd selbstverliebte Franz (Martin Eitner, ganz köstlich) sieht in dem Mädchen, das dreist Rosen pflückt im Schlossgarten, eine reizende Schneidermamsell. Eitner und die Kockat spielen ein Paar, dem die Herzen zufliegen. Kräftig gezeichnete Typen wie der brave Baron Hrdlicka (Uwe Karpa), der stotternde Oberst des prächtigen Volksschauspielers Hans Strzelczyk oder der wacklige Graf Radetzky, von Printschitsch selbst gegeben, der das Stück auch für sein Theater bearbeitet und die Bühne bereitet hat, fügen sich zu trefflichem Umfeld für diese unsterbliche Romanze der Weltliteratur.
Die Musik (Leitung: Mechthild Pätz) kommt mit ganzen drei Instrumenten (Violine, Klarinette, e-Piano) aus.
Nächste Termine: 3., 16., 17., 18., 21., 23., 24., 28.8., 20 Uhr

Sie sind ein wundervolles Paar: die neugierig-naive Sissy (Suzanne Kockat) und der etwas trottlige Kaiser Franz (Martin Eitner) im Sommer-Singspiel der TheaterNative C Foto:Pr.

Sie sind ein wundervolles Paar: die neugierig-naive Sissy (Suzanne Kockat) und der etwas trottlige Kaiser Franz (Martin Eitner) im Sommer-Singspiel der TheaterNative C Foto:Pr.

 

zurück...