Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Das ewige Abenteuer kunsthistorischer Fährtensuche
Branitz demonstriert, wie Denkmalpflege durch „Zeitschichten“ zum Ursprünglichen findet

Cottbus. Seit dem Beginn der großen Sanierung sind 25 Millionen Euro in den Park und das Schloss Branitz investiert worden. Ziel ist es, den Park wieder so nahe wie möglich an die Pücklersche Intention zu führen und im ursprünglich barocken Schloss weitestgehend jene Fassung zu präsentieren, die Fürst Pückler in den gut 25 Jahren seines Wirkens an diesem Ort (1845 bis 1871) prägte und aus der sein Geist zum Betrachter spricht. In vielen Zimmern, wie der Bibliothek, dem Speisezimmer, dem Billardraum und ganz authentisch in Lucies Stube fühlt sich der Gast durchaus schon ein anderthalbes Jahrhundert zurück versetzt. Immer weniger sind dazu Erläuterungen nötig; der Zeitgeist spricht aus dem wiedergefundenen Original. Denkmalpfleger haben ihn unter den „Zeitschichten“ gefunden.
Restaurierte Bibliotheksleiter. Nur einer der vier Greifenköpfe ist noch originalDie aktuelle Ausstellung hält inne in diesem ewigen Abenteuer kunsthistorischer Fährtensuche. Sie lässt uns teilhaben am Glück des Entdeckens und am meisterlichen Fingerwerk des Restaurierens.
Schon außerhalb, zwischen Schloss und Pergola, beginnt die baustellenartige Präsentation. Unter dem Venusbeet haben Gartenarchäologen Fundamente des Beetes gefunden, auf dessen Rand Fabelwesen in Zinnguss die „schaumgeborene“ Schönheitsgöttin eskortierten.
Im Schloss verharrt der Betrachter zwischen Gerüsten, vor unfertig aufgehefteten Seidentapeten, Putz-Fehlstellen, aufgenommenen Parkettteilen, Gadinenstangen-Teilen, einer fiktiven Bettnische vor durchstoßener Zwischenmauer, angeschliffenen Möbeln, benutzten Silikon-Gußformen, Blattgoldblättchen und anderen erstarrten Momenten umfassender Restauration. Das alles, fragt sich der Gast am Schluss, war bisher möglich für „nur“ 25 Millionen Euro? Gut angelegtes Geld. J. Heinrich

 

 

 

Welterbe-Antrag
Cottbus. Die Stadtverordneten haben Mittwoch mehrheitlich beschlossen, für Branitz die Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe zu beantragen. Das Verfahren hat Aussicht auf Erfolg, wenn der Antrag die Einmaligkeit von Branitz, insbesondere den Wert über Muskau hinaus, plausibel macht.

Restaurator Willy Thiel an einem Biedermeier-Sekretär in der aktuellen Ausstellung, an dem verschiedene Phasen der Restaurierung soeben stattfinden. Nur der Aufsatz ist fertig H.

 

Polieren, Versilbern, Flammleisten ziehen
Erleben: Techniken der Möbelrestaurierung in Schloss Branitz

Am Mittwoch, 18.30 Uhr, führen die Branitzer Restauratoren Jens-Uwe Möbert und Willy Thiel Techniken der Möbelrestaurierung vor. Neben Erläuterungen werden die Fertigung einer sogenannten Wellenleiste, der Umgang mit Schildpatt und Perlmutt und die Herstellung einer Schellackpolitur demonstriert.
Nur wenige Berufe verlangen eine so große Bandbreite an Fähigkeiten und Kenntnissen wie der des Restaurators. Dessen Tätigkeit fordert Erfahrungen und bietet immer neue Herausforderungen. Neben präziser Materialkenntnis und kunsthistorischem Wissen sind handwerkliche Fähigkeiten und ausgeprägtes ästhetisches Empfinden erforderlich. Eintritt: 3,- Euro.

zurück...