Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Guerramore - von Krieg und Liebe
Verdis „Aida“ läuft am Staatstheater in italienischer Sprache

Cottbus. Ein wenig fühlt sich der Besucher wie im Berliner Pergamonmuseum: Ausgräberstimmung. Das machen die Tropenhelme und die lichte Haltung des Bühnenbildes. Die Uniformen ordnen sich unter. Aber hier schwebt nicht der Geist der Pharaonen - hier tobt Krieg zwischen Ägypten und Äthopien. Ralf Nürnberger, der Regie und Bühne in einer Hand hält, versucht das Handling der Macht etwas zu modernisieren, setzt die Handelnden an den Schreibtisch und gibt dem Ganzen tatsächlich mit altägyptischen Requisiten (Diplomarbeiten der Theaterplastik) einen operettenhaften Touch.
Aber schnell fängt uns die Kraft des Geschehens: Guerra und Amore - Krieg und Liebe prallen gewaltig aufeinander und zerstören diese unglaublich kraftvolle Frau. Aida - sie soll den Geliebten gegen das Vaterland schicken, das Vaterland gegen den Geliebten. Beides ist unmöglich. Sie nimmt den Tod auf sich.
Großartige Musik in sensibler Führung durch GMD Evan Christ trägt die Gedanken des Stücks. Leider erkrankte vor der Premiere Gesine Forberger; das Publikum wird nicht enttäuscht. Mit der Polin Lucja Zarzycka kommt ein dramatischer Sopran nach Cottbus, der fast das Haus sprengt. Jens Klaus Wilde wirkt im Spiel wie gelähmt, aber seine Anbetung der Geliebten hat wirkliche Wärme.
Die freudige Überraschung ist Marlene Lichtenberg in einer verhalten und doch sehr einfühlsam gestalteten Amneris, die uneitel Verzicht übt. Ihr Vater (Jörg Simon) bleibt ein hilfloser Diktator, während Ingo Witzke als Oberster Priester Ramphis das Geschehen ohne Gnade beängstigend lenkt. Aidas Vater, der in Gefangenschaft gerät, wird von Ludmil Kuntschew dargestellt.
Die Inszenierung mit schönen Chören (Christian Möbius) und ergreifend schwelgender Musik hat das Publikum stark begeistert. Die Nächste Vorstellung ist am 5. Juni. J. Heinrich

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