Folgen: aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Heimat: Kein letzter Tag
Uraufführung von Matthias Körner in Spektakel

HEIMAT-Spektakel in der Kammerbühne: Entspannt beginnt das mit ganz verschiedenen heimatlichen Imbissen, Bildern, Filmszenen. Dann dieses erregte „Vineta“ als Hauptstück und danach das Losspiel. Wer in die Trommel fasst und „Kein letzter Tag“ zieht, der hat schon mal nicht das Letzte getroffen. Eher, im internen Vergleich, einen Glücksgriff getan. Denn dieser „Letzte Tag“ des in Illmersdorf (nach DDR-Plänen schon abgebaggerter Ortsteil von Drebkau) lebenden Autors Matthias Körner setzt sich recht geistreich und pointiert mit Lausitzer Heimat-Schmerz auseinander.
Körner, der im zweiten Beruf in Branitz Pücklers (Heimat)-Erbe zu Öffentlichkeit verhilft, ist mit den Büchern „Die Totenkeule“ und „Tödliches Wasser“ schriftstellerisch hervorgetreten und schreibt eifrig Höspiele. Das Stück „Kein letzter Tag“ behandelt die Dorfdevastierung - den Abläufen von Hornow, wo einzelnen Bauern die Trennung von der Scholle quälerisch schwer wurde, nicht unähnlich.
Körner, der Landwirtschaft und Literatur und die Absonderlichkeiten der Lausitz hinreichend studierte, schreibt eine Komödie ohne Spott und Leichtigkeit. Vielmehr verheddern sich wieder und wieder Nebensätze in so philosophischer Tiefe, dass bedachtsames Spiel geboten bleibt. Schauspieler Amadeus Gollner hat als Regisseur das Gespür für solche Töne und setzt die Akteure fast stoisch verharrend auf den Berg ihres Hausrats (Ausstattung Matthias Rümmler).
Hans-Peter Jantzen heftet den Blick stur in die Ferne. Nein, er, Heinz, Kriegsversehrter, wird nicht verkaufen und braucht alle Kraft, Argumente von sich fern zu halten. Vor allem die seiner Frau Marta, der diese Sturheit zum Fluch wird. Doch das Gesetz der Erde, der Heimat, hält sie zusammen, ein bisschen auch noch aufrecht. Heidrun Bartholomäus spielt die gequälte und dennoch würdige Bauersfrau glaubhaft.
Was hat noch Wert und Bestand in dieser Welt, in der auch Tote rechtlos wurden. Der Umbetter ist ein Käuflicher, ein Allerweltsgesell, wie all diese führenden Vorsitzenden... Kai Börner stellt sich dar als einer, der ohne Heimat auszukommen meint. Wer kann das?
In der Kaschierwerkstatt spielt das Stück. Es kaschiert aber nichts. Sehenswert. J.H.

 

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