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Dienstag Führungsentscheid bei IHK
Zum Rücktritt des Kammerpräsidenten Ulrich Fey / Amtsführung gelobt

Region. „Unter der Präsidentschaft von Herrn Fey hat sich die
IHK Cottbus zu einer leistungsfähigen Kammer und wirtschaftspolitisch wichtigen Stimme im Land Brandenburg entwickelt“, begründet IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Krüger seinen Dank im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IHK an den scheidenden Führungsmann. In Medienberichten waren dem Senftenberger Unternehmer Stasikontakte vorgehalten worden, die er auch bestätigte. „Mein Fehler war, dass ich das Thema vor meiner Wahl zum Präsidenten nicht auf die Tagesordnung gestellt habe“, bekennt er. Sein eigenes „Taktieren mit dem Teufel“ stand im Gegendruck. 2000 bekam er nach seinem Antrag von 1996 Einsicht in die eigene Opferakte von 167 Seiten. Daraus wurden die Behinderungen seines Berufsweges offenbar.
Fey wurde zwar 1973 ohne SED-Mitgliedschaft Betriebsleiter im Synthesewerk, 1976 aber wieder abberufen. 1982 ging er in kleingewerbliche Selbständigkeit. In den Fokus der Beobachter war er geraten, weil er 1972 drei Tage lang mit dem Auto seines südafrikanischen Patenonkels (VW mit südafrikanischem Kennzeichen) zur Arbeit fuhr. Später habe er nur für die Zukunft seiner Söhne Kompromisse gemacht, sagt Fey. Seine damalige Frau war Polin, so dass die Söhne nicht die DDR-Staatsbürgerschaft annehmen mussten. Dieser Umstand und seine Aktivitäten der Gewerbegründung sowie seine Kritik an Zeitungen und der Intelligenz-Politik waren unter anderem Themen in der Opferakte. Nach der Wende gründete der Ruhlander sein Glaswerk in Kleinkoschen, 1998 kam als 100prozentige Tochter eine Solartechnik GmbH hinzu.
Fey bedauert seine Fehler, kritisiert aber die einseitige Beurteilung seiner Biografie. Der Rücktritt vom Amt (siehe Erklärung) erscheint ihm damit unvermeidbar.
„Dies ist ein freiwilliger Schritt; der Achtung verdient; Herr Fey schützt damit das wichtige Ehrenamt des IHK-Präsidenten“, erklärt Hauptgeschäftsführer Krüger. Die IHK Cottbus dankt ihrem Präsidenten für die geleistete Arbeit. Fey habe für die IHK Cottbus immer „sehr klare ordnungspolitische Positionen vertreten und besonders beim Steuer- und Wettbewerbsrecht klare Wegemarken gesetzt“, heißt es.
Über die künftige Führung der IHK bis 2012 wird das Präsidium am 1. März befinden.


Von 2003 bis Anfang dieser Woche war der Senftenberger Unternehmer Ulrich Fey Präsident der Industrie- und Handelskammer Cottbus Foto: CGA

U. Fey: Rücktrittserklärung
Trotz zehnmonatiger Recherche des rbb ergibt sich für mich kein belastbares Material, dass Meinungsäußerungen meinerseits gegenüber der Staatssicherheit auch nur ansatzweise jemandem geschadet haben bzw. jemand dadurch einen Nachteil erfahren hat. Meine Ablehnung des politischen Systems der DDR, nachweisbar seit der Schulzeit bis zur Wende und eindeutig belegt in meiner eigenen Stasi-Akte, wird von Medien nicht zur Kenntnis genommen. Die rbb-Recherche wird mir nicht vorgelegt, zu Opferakten gibt es keinen Zugang und bis heute hat sich niemand bei mir gemeldet.
Meine Rehabilitation in diesem Sinne zu betreiben, ist mir in vertretbarer Zeit dadurch unmöglich. Ich sehe mich in der Pflicht, die Industrie- und Handelskammer Cottbus mit diesem Vorgang nicht weiter zu belasten und erkläre hiermit meinen sofortigen Rücktritt. Ich möchte mich ausdrücklich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der IHK Cottbus und insbesondere beim Hauptgeschäftsführer Dr. Krüger für die vertrauensvolle, konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit zum Wohle der Südbrandenburger Wirtschaft in den letzten acht Jahren bedanken. Das gleiche gilt für alle Vollversammlungs- und Präsidiumsmitglieder. Von ihnen habe ich immer große Wertschätzung erfahren.
Cb, 23.2.11, gez. Ulrich Fey

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