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Kapitaldienst oder lieber Miete?
Euro-Unsicherheit und Gespenst der Inflation erreichen nicht den Bürger Lepsch:
„Der Lausitzer ist ein bisschen Schwabe und überlegt gründlich“

Region. Während Deutschlands Wirtschaftsmagazine die aktuell hohen Bezinpreise als Vorzeichen einer galoppierenden Inflation interpretieren, wird die heimische Sparkasse in Kürze ihre Jahresbilanz präsentieren und wieder gestiegene Spareinlagen vorrechnen. Die Rohstoffpreise (Zucker, Weizen, Öl) steigen, aber die Zinsen bleiben unten. Trotzdem ergeben manche Umfragen, vor allem ältere Menschen machen sich Sorgen um ihr Geld. Ist das auch in Cottbus so? Nein, meint Sparkassenchef Ulrich Lepsch, „der Bürger empfindet das Geschilderte so nicht.“ Zwar seien viele Produkte seit Einführung des Euro inzwischen 1:1 zur Mark angekommen, aber es gibt auch Bereiche, in denen sind die Preise dramatisch gefallen, zum Beispiel Elektronik, also Computer, Fernsehgeräte und dieser breite Sektor.
„Eine auffällige Unsicherheit ist nicht wahrzunehmen“, sagt der Sparkassenmann. Er fühlt auch keine Gefahr, dass sich die Leute vergaloppieren könnten: „Der Lausitzer ist nachdenklich und überlegt gründlich was er tut, er ist den Schwaben etwas ähnlich.“ Also nicht geizig (auch nicht schnell für „Geiz ist geil“ zu begeistern), sondern wirtschaftlich überlegt handelnd, wie der längst eingemeindete (seit 1990 Sachsen und Cottbus), aber noch schwäbelnde Bankfachmann analysiert.
Nachdem die Lage sich vor zwei Jahren dramatisch darstellte und seither Wachstum über Schulden produziert wurde (Konjunkturmittel), stelle sich die Lage im Moment gar nicht schlecht dar, beobachtet Ulrich Lepsch. „Das Bauhandwerk ist sogar sehr gut ausgelastet.“
Die Sparkasse Spree-Neiße fördert ortsansässige Unternehmen seit 20 Jahren durch die Messe am Jahresanfang, die laut CMT-Chef Bernd Koch für dieses Jahr (12. und 13.2., Messehallen am Stadtring) bereits restlos ausgebucht ist. „Es war eine kluge Idee, dem Handwerk jeweils zum Jahresanfang diese Plattform zur Verfügung zu stellen. Das entspricht übrigens auch unserem Auftrag als Sparkasse. Jetzt haben wir die Organisation an die Messegesellschaft abgegeben, begleiten die Messe aber intensiv.“
Aus dem Blickwinkel der Geldpolitik sind die zurückliegenden zwei Jahrzehnte eine unglaubliche Erfolgsstory. Lepsch: „Wir haben seit 1990 Niedrigzinsen und ich sehe keine Änderung. Mit dem Geld ist viel geleistet worden. Cottbus ist eine wunderschöne Stadt. Es gibt kaum noch unsanierte Häuser. Wir sollten aus dieser Betrachtungsweise auch die übrigen Dinge sehen.“ Und: „Wir könnten auch mal wieder was im Wohnungsneubau machen.“
Deutlich unzufrieden ist der Vorsitzende des Sparkassenvorstandes mit der Entwicklung des Eigentumswohnungs-Marktes. „Der kommt nicht so in Gang, wie es der Bestand und die Vermögenslage ermöglichte“. Es gibt nicht nur reichlich Objekte aus Fonds, die privat gekauft werden könnten, auch Investitionen in Sanierung zum Zwecke des Verkaufs an Mieter passieren eher lustlos. „Vermutlich wegen der steuerlichen Veranlagungen, die nicht immer gleich transparent sind.“
Fakt bleibt: Kapitaldienst zu leisten ist immer klüger, als nur Miete zu zahlen. Lepsch: „Die meisten Lausitzer zahlen redlich und pünktlich Miete. Sie könnten statt dessen auch mit Kauf-raten Zins und Tilgung bedienen und in zehn oder 15 Jahren Eigentümer sein.“ Jeder Mieter sei „Klientel“ für diesen Immobilienmarkt. „Es gibt so viele schöne Häuser; das ist den Leute aber nicht ausreichend bewusst“, findet der Banker, der Wohnungseigentum noch immer für die sicherste Säule in der Altersvorsorge hält. „Und solches Eigentum macht auch flexibel, denn man kann es vermieten oder wieder verkaufen.“
Nein, das Motiv der Angst vor „weichem Euro“ will Ulrich Lepsch nicht gelten lassen. Die Währung sei stabiler, als man erwarten konnte.
„Als die D-Mark mit Lira und Drachmen und anderen Währungen zusammengebracht wurde, war das wie das Zusammenschütten von heißem und kaltem Wasser. Das kann nur lauwarm ausgehen.“
Was das Konsumieren betrifft, so sieht es der Sparkassenchef Cottbus noch nicht ganz so rosig wie die renovierten Gründerzeitfassaden. Insbesondere fehle es an wirklich guten Restaurants. „Im Café und Bistrobereich sind wir schon ganz gut aufgestellt, aber sehr gute Küche...“ Immerhin lässt er sich einen Tipp entlocken im Spree-Neiße-Sparkassenland: Der einstige Cottbuser Starkoch Conrad Wackerle ist in der Nähe geblieben und verwöhnt die Gaumen in Burg im „Konrads“ von Spreebalance. Und natürlich gibt’s mit bestem Ruf die „Bleiche“. Dort trifft der bedachte Lausitzer auf Schwaben und vermutlich auch auf Vertreter aller übrigen deutschen Mundarten. J.H.



Sparkassenvorstand Ulrich Lepsch: Der Eigentumswohnungs-Markt kommt nicht so in Gang, wie es für die Region und die Leute gut wäre

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