Im
19. Jahrhundert nahm die Lausitzer Textilindustrie mit Schwerpunkten
in Forst und Cottbus einen stürmischen Aufschwung und verdrängte
in einzelnen Qualitäten England von der Weltspitze. 1870
gab es in Cottbus neben 269 Handwebstühlen schon 525 mechanische
Stühle.
Der Fabrikantenverein nahm die eigenen Interessen fest in die
Hand, auch die Entwicklung der Fachkräfte. Bereits 1883 richtete
er in der Bautzener Straße 154, später am Gerichtsplatz,
eine private Webschule ein, die 1896 den Status einer Höheren
Fachschule für Textilindustrie erreichte. Ein Schulgebäude
mit praktischem Lehr- und Experimentierbereich wurde erforderlich.
1896 begann der Neubau in der Saspower Straße.
Am 3. Juni 1898 erfolgte in Anwesenheit von Oberbürgermeister
Paul Werner und Gästen der preußischen Textilwirtschaft
die Einweihung der von Prof. Josef Vinzenz geführten, hochambitionierten
Bildungsstätte.
Die Schule entwickelte sich schnell zu einer der bedeutendsten
Fachschulen Deutschlands. 1910 wurde sie durch eine Appretur und
1912/13 durch einen Bau für Spinnerei, Reißerei und
Karbonisation wesentlich vergrößert. Da sich der Lehrplan
ausschließlich auf die Tuch- und Buckskinfabrikation konzentrierte,
wurde die Schule zur Zentrale der hiesigen Textilindustrie und
zugleich zum Experimentierfeld des sächsischen Textilmaschinenbaus.
Der Schule war bereits in den 1920er Jahren ein vollständig
eingerichteter, hochmoderner Fabrikbetrieb angegliedert, der über
80 Arbeiter beschäftigte. Außerdem gab es hier ein
öffentliches Warenprüfamt und eine Untersuchungskommission
für die Textilindustrie.
Die Zahl der Schüler wuchs bis auf 300 in den Abendkursen
und 100 je Semester an. Gelehrt wurden die Fachbereich Spinnerei,
Weberei, Fabrikation, Appretur und Färberei. Neben der Schule
befand sich in der 1936 so benannten Webschulallee auch ein Sportplatz
Der Begriff Königliche Fachschule war eine Ehrbezeugung
gegenüber Friedrich II., der im 18. Jahrhundert die Ansiedlung
von Webereien stark förderte. Später wurde mit Preußisch
firmiert.
Der Schulbetrieb brach bei Kriegsende 1945 ab. Das Gebäude
wurde von der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei genutzt,
die sich an die Auflagen der Denkmalpflege hielt. Allerdings wurde
das höchste Feld des Giebels aus Mangel an Reparaturkapazität
abgerissen. J.H.
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Erst Königliche, dann Preußische Höhere Fachschule
für Textilindustrie - die Webschule, später
Polizeibehörde, ist 1898 eröffnet worden
Der weltweite
Erfolg des Lausitzer Wirtschaftzweiges hatte seine Wurzeln auch
in Berufsstolz und Traditionspflege
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