aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Drängende Friedensbitte und zarte Hymne
Höchst anspruchsvolles Bach-Mendelssohn-Konzert mit lokalen Künstlern und Musikern

Guben. Um das geniale Wirken und Schaffen zweier Koryphäen ihrer Zeit zu würdigen, standen dem erfahrenen Kantor Hansjürgen Vorrath die bewährten Chöre der Klosterkirche, rührige Mitglieder des Stadtchores, ein illustres Solistenensemble sowie ausgewählte Musiker des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Cottbus zur Verfügung.
Die Begründung für das sinnvolle Verknüpfen beider Komponisten liegt darin, dass Felix Mendelssohn-Bartholdy mit der Wiederaufführung der „Matt-häuspassion“ im Jahre 1829 das Bachsche Œvre der Vergessenheit zu entreißen begann. Als festlicher Auftakt erklang die durch eine eigene Melodie ersetzte Choralkantate „Verleih’ uns Frieden gnädiglich“ von Mendelssohn, um mit dem ausgeprägten Ansteigen der Lautstärke die Dringlichkeit der Friedensbitte zu unterstreichen. Einen ebenso starken Effekt hinterließ die vom Thomaskantor zum Michaelisfest 1724 geschriebene, leistungsstark interpretierte Kantate „Herr Gott, dich loben alle wir“, BWV 130.
Den Höhepunkt des Abends erlebten die Musikfreunde in der mustergültigen Gestaltung des 42. Klagepsalms „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“, op. 42, von Mendelssohn, dessen Vorname Felix (lat. der Glückliche) wie ein Programm wirkte.
Hier offenbarten alle Mitwirkenden, voran die Gubener Sopranistin Almut Wilke, der Tenor Dirk Kleinke (Berlin) und der Bassist Michael Zumpe (Burg) ihre hohe Klangkultur. Die Aufführung wurde nicht nur durch die konzentrierte Verarbeitung der reichhaltigen Form- und Ausdrucksvarianten und den in eine Fuge mündenden Chor „Was betrübst du dich, meine Seele“ zu einem bleibenden Erlebnis, sondern vor allem dadurch, dass der Kantor ein Abgleiten gerade dieser insgesamt „zart“ vorzutragenden Hymne in ein „saccharinsüßes“ Rührstück konsequent vermied.
Am Ende minutenlanger Beifall für eine hochmodifizierte vokale und instrumentale Glanzleistung. Adolf Auga

 

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