aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Wechsel-Pegel am Spremberger See
Im Juni Kreuzkurs bis Bühlow, bald darauf stehen Zelte fast mitten im See

Cottbus/Spremberg (h). Badegäste und vor allem Segler an und auf der beliebten Talsperre Spremberg erleben in diesem Sommer wechselvolle Szenen. Der Cottbuser Dr. Friedrich Bude berichtet von Kreuzkursen (Segler-Fortbewegung gegen den Wind) bis zur Bühlower Brücke. Anfang Juni war das nach regenreichem Mai möglich. „Dort ist normalerweise im Schilf kein Durchkommen“, sagt er. Die Vogelinsel, als Rast- und Brutplatz für viele Vogelarten üblicherweise bis Juni für den menschlichen Fuß gesperrt, war zu dieser Zeit gerade noch ein 20-Meter-Rondell. Die Segler sahen ihre Ruhebänke im Hafen tief im Wasser stehen und schleppten die Boote watend zum Liegeplatz.
Sechs Wochen später dann niedrigster Stand. Friedrich Bude musste auf seiner Fahrt gen Süden schon in Höhe der Vogelinsel umkehren. Das Ostufer streckt eine weite Landzunge vor, auf der zwischen Wurzelstubben Angler zelten. Es gibt Streit mit dem Segler, weil die flache Durchfahrt durch Angelhaken-Schwimmer und Bojen „vermint“ ist. Alltag einer Saison am Stausee, der nun 45 Jahre in Betrieb ist. 1958 begann der Bau dieses Flachlandspeicherbeckens, der damals als technisch-wasserbauliche Pionierleistung international beobachtet wurde.
Nach rund einem halben Jahrhundert reifte die Zeit für Sanierungen am Auslaufbecken zu Füßen der Staumauer. Die sind jetzt im Gange. Während der Bauphase entleert sich das Becken durch ein provisorisches Rohr mit einem maximalen Durchlass von 10,5 Kubikmeter pro Sekunde. Die Betriebsführung ist wenig flexibel, doch in der Ganzheit des Rückhaltesystems (Quitzdorf, Lohsa, Spremberg) sollte die Spree regelbar bleiben.
Bei den starken Regenfällen in diesem Mai war der Zufluss trotz der Regulierung oberhalb in der Spremberger Talsperre deutlich höher als der mögliche Abfluss. So erreichte der Pegel einen der Höchststände seit 30 Jahren. Die Staumauerkrone liegt bei 94,3 m ü.NN, als höchster Stau gibt das Projekt 94,15 m ü.NN an. Mit 93,4 m ü.NN war der Stand Ende Mai schon nahe an dieser Marke.
Wie Dr. Bude aus dem Landesumweltamt erfahren hat, ist für das kommende Jahr der Fall X geplant: Die Talsperre läuft über. In einer solch sorgfältig disponierten Flutung sehen die Fachleute eine komplexe Qualitätskontrolle des Bauwerks, die in technischer und auch ökologischer Hinsicht interessant sein kann. Letzmals 1962/63 gab es einen solchen Probestau, der alle Dichtungsanschlüsse im Becken, am Hangbereich und am Staudamm einem Härtetest unterzog.
Die Talsperre Spremberg, einst vor allem zur Sicherung der Brauchwasserversorgung für die Braunkohlekraftwerke Vetschau und Lübbenau errichtet, dient heute vorwiegend dem Tourismus und natürlich klimatischen Aufgaben.
Die Talsperre hat eine etwa zehn Quadratkilometer große Speicherfläche und kann fünf Prozent ihrer jährlich abfließenden Wassermenge zurückhalten. Das bedeutet: Käme kein Tropfen Wasser mehr durch die Spree aus Sachsen, könnte die Talsperre Cottbus den Spreewald und Berlin volle 18 Tage auf Normalstand halten.
Dass das Wasser im märkischen Sand nicht versickert, ist einem „Dichtungsschleier“ zu danken, der bis 20 Meter in den Untergrund reicht und aus Wasserglas und Siliziumgel besteht. Unter der Talsperre liegt eine 40 bis 50 Meter dicke Sandschicht; unter dieser dann - wie sollte es in der Lausitz anders sein - schönste Braunkohle.

Idealerweise ist die Talsperre Spremberg heute das schönste Erholungsgebiet grenzüberschreitend zwischen Sachsen und Brandenburg

Idealerweise ist die Talsperre Spremberg heute das schönste Erholungsgebiet grenzüberschreitend zwischen Sachsen und Brandenburg Foto: J.Heinrich

Überflutet wurde nach 1960 der Bräsinchener Ortsteil Neumühle. Die Pappenfabrik,  ein kleines Gut mit Herrenhaus und die namensgebende Mühle wurden zuvor gesprengt

Überflutet wurde nach 1960 der Bräsinchener Ortsteil Neumühle. Die Pappenfabrik, ein kleines Gut mit Herrenhaus und die namensgebende Mühle wurden zuvor gesprengt

Der Segelhafen am Nordstrand „Land unter“ im Mai dieses Jahres. Schlimmer wird es kurzzeitig im nächsten Jahr kommen, wenn ein geplanter Überlauf zum Test der Staumauer den Pegel über 94,3 Meter ü.N. steigen lässt

Der Segelhafen am Nordstrand „Land unter“ im Mai dieses Jahres. Schlimmer wird es kurzzeitig im nächsten Jahr kommen, wenn ein geplanter Überlauf zum Test der Staumauer den Pegel über 94,3 Meter ü.N. steigen lässt

Das Gegenteil von hoch ist dieser Tiefststand, bei dem die Angler und Zelter „eigentlich“ tief im See sitzen. Das Ufer hat sich auf einer Landzunge weit in die sonstige Wassermitte geschoben

Das Gegenteil von hoch ist dieser Tiefststand, bei dem die Angler und Zelter „eigentlich“ tief im See sitzen. Das Ufer hat sich auf einer Landzunge weit in die sonstige Wassermitte geschoben Fotos: Friedrich Bude

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