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Kreisverwaltung soll Eigenbetrieb
für Rettungsdienst ab 2011 aufbauen
Ausschreibung vorerst aufgehoben / DRK Forst Spree-Neiße vor dem Aus

Region (ha). Der Kreistag soll am 30. Juni entscheiden, ob anstelle einer europaweiten Ausschreibung für den Rettungsdienst ein Eigenbetrieb des Landkreises gebildet werden soll, der die Aufgabe des Rettungsdienstes samt Katastrophenschutz übernimmt. Eine von der SPD eingebrachte Vorlage wurde Mittwoch mit den Stimmen von SPD, LINKEN und Freien Bürgern im Kreisausschuss auf den Weg gebracht. Ein alternativer Vorschlag der CDU-Fraktion wurde abgelehnt. Er sah lediglich eine Prüfung der Vor- und Nachteile eines Eigenbetriebes für den Rettungsdienst vor.
Auslöser für den Vorstoß der SPD, den Rettungsdienst künftig in kommunale Hand zu bringen, ist offensichtlich die schwierige Situation des DRK Kreisverbandes Forst Spree-Neiße. Die gemeinnützige Gesellschaft hatte letztes Jahr einen unbezahlbaren Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ver.di abgeschlossen und sich dadurch in Existenznot gebracht. Der Tarifvertag ist zwar zurückgenommen worden, jedoch hat sich die Belegschaft eine Rückforderung der bisher nicht gezahlten Lohnerhöhungen gesichert. In dieser Woche wurde nun allen 31 Beschäftigten zum Jahresende gekündigt, so dass mit der Einforderung der ausstehenden Löhne zu rechnen ist, was das Aus für das DRK Forst bedeuten würde.
Diese schwierige Lage des Forster Kreisverbandes hat scheinbar auch dazu geführt, dass sich im März nur die DRK Kreisverbände Niederlausitz und Cottbus-Spree-Neiße-West - ohne die Forster - als Gemeinschaft an der Ausschreibung für den Rettungsdienst für 2011 bis 2015 beteiligten. Nun hoffen die Forster Mitarbeiter auf die Rettung ihrer Stellen mit der Errichtung eines Eigenbetriebes.
Sollten die Kreistagsabgeordneten am 30. Juni entscheiden, einen Eigenbetrieb zu bilden, hätte die Verwaltung nur ein halbes Jahr Zeit dafür - viel zu wenig, so Verwaltung und CDU. Eine Fristverlängerung ist aber aus rechtlichen Gründen nur schwer durchsetzbar.
In einem gemeinsamen offenen Brief haben sich die Johanniter und die DRK Kreisverbände Niederlausitz und Cottbus-Spree-Neiße-West indirekt gegen die Bildung eines Eigenbetriebes ausgesprochen. Damit werde den Hilfsorganisationen die Chance genommen, im Wettbewerb eine hohe Qualität und Leistungsbereitschaft zu beweisen, heißt es. Befürchtungen, der Rettungsdienst werde an den Billigsten vergeben, seien ebenso unbegründet, wie das Durchsetzen von Dumping­löhnen für die Angestellten im Zuge des Anbieterwechsels.
Und auch die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen Brandenburgs, die die Kosten des Rettungsdienstes zu 90 Prozent tragen, haben mit Unverständnis auf den Vorstoß reagiert und pochen auf einen sparsamen und wirtschaftlichen Rettungsdienst in hoher Qualität. Sie wollen auf keinen Fall die Mehrkosten für einen Eigenbetrieb zahlen.

 

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