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Alte Flurnamen-Geschichten bieten touristische Chance
Saspower Heimatverein will wendischen Schatz touristisch nutzen

Cottbus-Saspow (ha). Da hat der berühmte wendische Pfarrer Bogumil Swela in seiner Studentenzeit ganze Arbeit geleistet - auf seinen Reisen durch die Lausitzer Dörfer hat er akribisch unter anderem auch die Flurnamen notiert. Veröffentlicht wurden diese aber erst von seinen Nachfahren vier Jahre nach seinem Tod. „Diese Namen sind meist phantasiereiche Produkte der Wenden, um sich leichter orientieren zu können“, weiß Bernd Kamenz, Saspower Heimatvereinsvorsitzender und engagierter Wenden-Forscher. Er hat die alten Aufzeichnungen wiederentdeckt und die Arbeit Bogumils fortgesetzt. Der gesamte Raum Calau-Vetschau ist nun auch dokumentiert.
„Hinter den meisten Begriffen verbergen sich spannende und lehrreiche Geschichten.“ So beispielsweise über die Lasszinswiesen, sorbisch/wendisch Luzne (Sumpfwiesen) genannt. Es war ein Gebiet aus Sumpf und Sand. Um dieses landwirtschaftlich nutzbar zu machen, wurde es ausgetrocknet und geebnet - mühsam mit Schippen und Schaufeln. „Die feuchten Wiesen konnten damals nur per Hand gemäht werden, das Heu wurde mit Tragestangen aus dem Sumpf herausgeholt. Höchste Vorsicht war geboten für den, der mit Pferdefuhrwerk unterwegs war. Schnell sind die Tiere hier bis zum Bauch versunken und konnten manchmal nicht gerettet werden“, erzählt Fritz Mehlow. Dies ist eine von hunderten Geschichten rund um die unscheinbaren Flurnamen.
Die Erstellung der Karten mit den Flurnamen ergab sich aus der Tatsache, dass für die Witaj-Schulklassen nur Kartenmaterial der Bautzener Umgebung geliefert werden konnte. Der Heimatverein hilft den Schulen mit lokalem Kartenmaterial, die in den nächsten Wochen übergeben werden können.
„Jetzt gilt es, diese spannenden Geschichten und die Orte dazu touristisch aufzuarbeiten. Denn das ist es doch, was Touristen suchen: einzigartige Geschichten, die sonst nirgends zu hören sind. ‘Wir haben in den Lasszinswiesen gepicknickt, dort wo früher kein Pferd entlang laufen konnte’ werden sie später zuhause erzählen. Das ist doch reizvoller als ‘Wir haben auf einer grünen Wiese bei Cottbus gefrühstückt’. Es ist an der Zeit, eine Existenzgrundlage für unsere Enkel aufzubauen“, so der Vereinsvorsitzende. „Wir sitzen im Europa-Zentrum, in dem slawische Sprachen immer größeren Anteil haben. Solche touristischen Angebote könnten eine gute Zukunft haben.“



Heimatvereinsvorsitzender Bernd Kamenz und Vereinsmitglied Fritz Mehlow (v.r.) sind sich einig: Die uralten Geschichten um die wendischen Flurnamen sind wertvolle Attraktionen für Entspannung suchende Touristen. Solche Flurkarten hat der Verein für die Witaj-Schulen in Cottbus und Spree-Neiße erstellt Foto: Jens Haberland
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