aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Auch Bäcker waren einst Raufbolde
Die Innungen schützten den Markt und geben dem Handwerk heute Halt

Cottbus (h). Verkauft haben die Cottbuser Bäcker ihr Brot einst aus den Rathaus-Scharren. 15 Gab’s davon, und nur Innungsmitglieder konnten sich pro Brotbank für 17 Groschen einmieten. Versuchten „Freibäcker“, wie heute manch Filialist, den Heimischen ins Handwerk zu pfuschen, zogen die Gesellen los, um den fremden Ofen abzureißen... Harte Sitten im alten Handwerk. Das Dasein der Bäcker ist für Cottbus erstmals 1419 bekundet, weiß Dr. Klaus Lange, der vor seiner Pensionierung am Oberstufenzentrum als Lehrer auch Bäcker in Sozialkunde unterrichtete. Jetzt forscht er im Auf und Ab des Bäckerwesens. 110 Bäcker hatte die Stadt 1935. Das waren schon „Mischlinge“, die Brot und auch Süßes buken. Die „Zuckerbäckerei“ (heute Konditoren) kam im 15./16. Jahrhundert auf und war sehr abhängig von den Apotheken; denn nur dort gab’s die fein aromatischen Zutaten.
Innungsobermeister Werner Klinkmüller aus Luckau vertritt heute noch 86 Betriebe (1990 waren es 146 im alten Bezirk Cottbus), das sind 55 Prozent aller Bäcker. Die anderen, die „Freibäcker“, müssen um ihre Backöfen nicht fürchten, aber den Halt bekommt die ehrsame Zunft nach wie vor aus der Innung. Geschäftsführer Horst Teuscher weiß um die Bemühungen in Brot- oder auch Stollen-Qualitätswettbewerben und natürlich für die Ausbildung. Lehrmeisterin Hönig klagt über Bewerber mit dünnen Schulabschlüssen, ist aber auch stolz auf wahre Könner: Julia Hannuschka aus der Gallinchener Bäckerei hat ihre Prüfung glatt mit 1,0 hingelegt und wurde Landessieger!



Von den Regionalgeschichtlern gepriesen: Kirsch- und Mohnkuchen, den Lehrlinge für den Abend gebacken haben

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